Cladonia pyxidata (Becherflechte)

Ein Versuch einer Stack-Aufnahme aus 10 Bildern, verwendet wurde Sony A7 III mit Sony 90 mm- Makro-Objektiv + Raynox DCR 250. Leichter Beschnitt, auch um den Vignetten-Effekt des Raynox zu entfernen. Wahrscheinlich sollte man mehr Einzelbilder verwenden, dann wären auch die Flechten links vorne im Schärfebereich gewesen. Evtl. erscheinen die Flechten doch zu wuchtig im Bild?

Danke für eventuelle Kommentare!

Kommentarbereich

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ADMIN

Focus Stacking

Hallo calodonia,

herzlich willkommen bei Makrotreff! 

Mich fröstelt´s, wenn ich mir das Bild mit den vereisten Flechten anschaue – ein Zeichen dafür, dass es sehr schön in der Lage ist, Stimmungen rüberzubringen :-).

Das Licht im Bild ist sehr ansprechend, das Gleiche gilt für die niedrige Perspektive. Nur der dunkle Abschluss oben im rechten Bildeck öffnet den an sich sehr schönen hellen "Rahmen" etwas; den kann man aber gut über die Bildnachbearbeitung retuscheln.

Kommen wir zum Hauptpunkt:

Focus Stacking

Das Motiv ist nicht so einfach zu stacken. Zum einen ist es relativ anfällig für Verrechnungsfehler. Hiervon betroffen sind zwar nur kleine Flächen, davon aber recht viele. Entlang vieler Kontrastkanten und Übergänge sind die sogenannten Halos zu sehen. Die lassen sich nicht in letzter Konsequenz vermeiden. Da hilft nur aufwändiges nachträgliches Bearbeiten.

Der weniger eindeutige Punkt betrifft die eingesetzte Blende in Verbindung mit der Anzahl der Einzelaufnahmen. Du hast die Einzelfotos mit Blende 13 erstellt. Das ergibt eine Menge Schärfentiefe, wodurch weniger Einzelfotos notwendig sind. Dennoch sind 10 zu wenig gewesen. Dies sieht man nicht nur an den "Start- und Zielpunkten", also vor und hinter dem Schärfebereich (der tatsächlich etwas zu gering ist). Auch einige Übergänge innerhalb des Schärfebereichs sind nicht ganz sauber abgedeckt. Hier muss Du beim Stacken unbedingt darauf achten, dass sich die Einzelbereiche leicht überlappen; es dürfen sich keine Fehlstellen ergeben, da in diesen dem Programm beim eigentlichen Stacken die Bildinformationen fehlen.

Es stellt sich aber auch die Frage, ob die sehr geschlossene Blende 13 die optimale Einstellung bei diesem Motiv ist. Sie liefert eine große Schärfentiefe – und ist damit verantwortlich für die relativ geringe Beruhigung des Hintergrunds; die Flechten heben sich ein wenig zu schwach vom Hintergrund ab.
Nun ist der Motivbereich des Hauptmotivs recht groß. Ich meine damit quasi die "Dicke" des Hauptmotivs. Dieses Hauptmotiv besteht aus mehreren Flechten, die nicht alle exakt in einer Reihe im rechten Winkel zur optischen Achse stehe; sie sind leicht versetzt – und damit muss ein relativ breiter Streifen in die Schärfe kommen. Wird nun für das Stacken eine sehr offene Blende mit sehr geringer Schärfeebene gewählt (beispielsweise 2.8), wird der Übergang vom relativ breiten Schärfebereich des Hauptmotivs zu den dann sehr geringen Hintergrundunschärfen zu abrupt; was sehr unnatürlich wirkt. Das ist also auch keine gute Lösung.

LÖSUNG:
Hier liegt der beste Kompromiss wohl in der berühmten Mitte. Eine mittlere Blende, etwa 5.6, würde einen akzeptablen Übergang von der Schärfe in die Unschärfe und gleichzeitig eine ausreichende Hintergrundberuhigung liefern. Dies bedeutet natürlich gleichzeitig eine deutliche Erhöhung der Stückzahl der Einzelfotos. Bei diesem "breiten" Flechtengürtel sind bei Blende 5.6 locker 30 bis 50 Einzelfotos notwendig – will man alle Flechten komplett in die Schärfe bekommen. Ob sie dann letztendlich zu wuchtig werden, muss man sehen. Die Frage ist berechtigt! Aber erst das Ergebnis wird dies zeigen.


Fazit: Viele Aspekte sind bei diesem Foto gut gelöst, hinsichtlich des Focus Stackings stellt es höhere Ansprüche, die aber alle gelöst werden können :-).

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht" 

Roland

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Makronist

Hallo Roland!

Vielen Dank für den ausführlichen und sehr hilfreichen Kommentar! Das mit dem Stacking war mal so ein Versuch, ich habe da recht wenig Erfahrung bisher. Aber Übung kann sicher nicht schaden.

Das Motiv als Solches ist natürlich schon etwas speziell, Flechten sind doch relativ unbekannte Wesen, aber genaueres Hinsehen lohnt sich schon, zumal wenn so dekorativer Raureif diese Becherflechten umgibt.

Nochmal danke, viele Grüße, Helmut

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