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ADMIN

Hallo Gabi,

Du bringst es auf den Punkt. Natürlich ist es häufig auch sehr interessant und lohnend, wenn man ein und das gleiche Motiv mit unterschiedlichen Brennweiten und verschiedenen Offenblenden ablichtet; oft kommen dann verschiedene sehr gute Bildergebnisse zustande.
Oft funktioniert das aber auch nicht. Dann kann es beispielsweise sein, dass bei einer eher ungünstigen Offenblende der Hintergrund zu ruhig wird (in so einem Fall ist dann häufig die Wahl eines modernen Objektivs die bessere) oder so unruhig, dass er das Hauptmotiv zu stark dominiert.

Und dann ist es natürlich im Wesentlichen auch eine Frage der Bildidee bzw. -vorstellung. Beim Bild oben wollte ich den Lebensraum als Information mit im Bild haben. Damit schied also beispielsweise eine Blende von 1.2 aus; er wäre in vollständiger Unschärfe homogenisiert worden.
Gleichzeitig sollte aber dieser recht deutliche Hintergrund die typische "Vintage-Objektiv-Charakteristik" aufweisen – also ein wenig aussehen wie gemalt. Und wenn man das Bild voll vergrößert anschaut, dann sieht man sofort, dass der gesamte Hintergrund völlig anders dargestellt wird, als mit einem modernen Objektiv fotografiert.

Ich hänge hier mal ein Foto an, das ich in der gleichen Motiv-Situation und zum selben Zeitpunkt mit einem Vintage-Objektiv mit einem geringeren Bildwinkel (5cm) und größerer Blende gemacht habe, mit dem Carl Zeiss Jena Sonnar 1.5/5cm aus den 1930er Jahren (pre-war-version). Das Ergebnis ist ein völlig anderes Bild! Ok, auch nicht unbedingt schlecht, aber: Wo ist der Lebensraum? Bis auf den schemenhaft erkennbaren dicken Baumstamm am linken Bildrand ist der Wald futsch – und das sogar, obwohl die Märzenbecher geringfügig kleiner abgebildet sind und damit immer noch viel Umfeld auf dem Foto vorhanden ist. Hier wäre es also nicht gelungen, die eigentliche, oben formulierte Bildidee umzusetzen – nämlich Märzenbecher im Laubwald. Nun ist ein anderes Foto entstanden.
[Anmerkung: Das Foto ebenfalls in voller Größe anschauen.]

Unter anderem diese Vielfältigkeit – anders ausgedrückt dieses enorme Kreativ-Potential – macht die Fotografie mit den Objektiv-Senioren so interessant und spannend.

Übrigens ist das hier von mir eingesetzte Takumar 2.3/35mm eine richtige Vintage-Perle – leider nur recht selten und schwer in guter fotooptischer Qualität zu bekommen. Ich habe recht lange Zeit benötigt, um einige wirklich gute Exemplare zu erwerben. Deshalb kann ich auch dieses Objektiv immer bei den Vintage-Makro-Workshops mitbringen und zum Ausprobieren und ggf. käuflichen Erwerb anbieten. Aber wenn man einmal so eine Perle hat, dann.... :-)!

Liebe Grüße 

Roland

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