Kurzflügler-Portrait

Kurzflügler  (Staphylinidae) kommen bei Makrofotografen stets zu kurz - auch hier auf Makro-Treff konnte ich nur ein Exemplar finden (allerdings ein sehr interessantes von Gabi!). Sie sind eine Familie der Käfer und gehören zu den artenreichsten überhaupt. Sie sind auch nicht selten - jeder kennt die kleinen schwarzen "Würmchen" auf seinem (vorzugsweise gelben) T-Shirt im Sommer.

Zu fotografieren sind sie nicht leicht, erstens sind sie klein (wenige mm) und zweitens nicht besonders fotogen, da sie meist nur schwarz-in braun-in schwarz sind und damit nur geringen Farbkontrast aufweisen. Anders sieht es im UV- Fluoreszenzlicht aus: Insbesondere die Mundwerkzeuge, Kugelgelenke der Fühler und natürlich die Augen zeigen, was für fantastisch gebaute Tiere dies sind!

Hier handelt es sich (vermutlich) um die Art Tachyporus nitidulus (einen deutschen Namen gibt es keinen, was wieder zeigt, dass diese Tiere eben immer zu kurz kommen), was meine Biologin nach 1/2 Tag intensiver Recherche herausgefunden hat (nicht aufgrund dieses Fotos, sondern des kompletten Tieres).

Kommentarbereich

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MOD

Guten Morgen, Uli!

Prima, dass du dich um diese Käferfamilie kümmerst und ein Exemplar zu deinem Motiv gewählt hast! Ich kannte sie vorher auch nicht und konnte erst durch Rolands Bestimmungshilfe weiterkommen. So viele verschieden aussehende Käfer in einer Familie hatte ich allerdings nicht erwartet. Einige sehen Ameisen recht ähnlich. Spannendes Thema.Einen Käfer habe ich noch kurz vor dem Abflug erwischt (Dokufoto) Er fiel mir  auf durch etwas "Leuchtendes" am Hinterteil. Ich denke es waren Milben. Ich stelle ihn mal ein.Er konnte von Kerbtier.de leider nicht genauer bestimmt werden nach meinem Bild.

Liebe Grüße

Gabi

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Makronist

Hallo Uli,

wiedermal ein Kracher! Beeindruckende Details und ein technisch sehr durchdacht und gekonnt wirkendes Bild. Sehr schön, dass wir hier einen UV-Freak haben! Sonst hätten wir uns einen züchten müssen ;-). Nee im Ernst, spannende Sache, die ich auch mal probieren möchte.

Verrätst du uns dein Geheimnis wie diese HGs bei diesen ABMs immer zu Stande kommen?

Viele Grüße

Rob

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Makronist

Hallo Rob, das mit dem HG bei großem Maßstab ist so eine Sache. Die meisten Mikrofotografen machen (lassen) den HG schwarz. Immer. Der HG soll vom eigentlichen Motiv nicht ablenken. Ich mache das eher selten, z.B. hier. Ich verwende als HG farbige Glasplättchen mit rauer Oberfläche (kannst du bei demselben Beitrag in der Diskussion genauer betrachten). Die Oberfläche bleibt aber in der Regel vom Stack ausgenommen, also unscharf. Dadurch erzeugt man im HG  Helligkeits-modulierte Verläufe, also größere "Halos", die aber irgendwie mit dem Motiv korreliert sind. Und genau das macht nach meiner Meinung dann den Reiz im Endergebnis aus.

Wenn es dann mit mir durch geht (also fast immer), lege ich hinterher mit PS noch ein "Bokeh"- Bild (z.B. mit billig-Vintage-Objektiv Domiplan aufgenommen) hinter das Bild, und mische es mit der Option "weiches Licht". Den VG kann man mit einer Maske (muss nicht sehr genau sein) von diesem Zauber ausnehmen. Dann kann man den HG noch selektiv in der Helligkeit und den Farbnuancen anpassen und evtl. etwas Weichzeichnen... Allerdings: Viel geht da nicht mehr (ohne dass es unnatürlich wirkt), durch die Wahl des Glasplättchens (Helligkeit und Farbe) hat man sich schon ziemlich festgelegt. Tja, natürlich kann man es übertreiben (das ist gerade mein Problem!) und dann kommt Kitsch heraus. Andererseits: Immer Pechschwarz wirkt hart und gefällt mir auch nicht.

Noch ein schönes Wochenende

Uli

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Makronist

Moin Uli,

vielen Dank für die Erklärungen! Toll, dass du deine Methoden so offen teilst! Ein schwarzer HG kann natürlich auch mal was haben, aber ich finde es super, dass du da andere Wege gehst. So kommt halt deutlich mehr als ein High-Tech-Dokument zu Stande und die Details werden in eine Gesamtstimmung eingebettet.

Im PS bist ja offenbar richtig fit. Ich leider nicht. Ich entwickle in Darktable und dann ist bereits Schluss. Ich habe grad überlegt, dich mal zu fragen, ob du mir einen HG austauschen könntest. Ich habe eine Paarung der Heidelibellen im Flug, leider vor meinem Fahrrad. Komposition und HG sind Müll aber beide Augen liegen in der Schärfe. Den HG im Flügelbereich auszutauschen ist aber wohl schwer möglich....

Eigentlich bin ich bei Aufnahmen im Feld gegen solche Eingriffe. Bei diesem Bild würde ich aber eine Ausnahme machen.

Schöne Grüße

Rob

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Makronist

Servus Rob, ich verwende in PS nur eine winzige Teilmenge der vorhandenen Tools, und bin da sicher kein besonderer Freak. HG austauschen geht im Normalfall relativ einfach, aber wenn man hinter durchscheinenden Flügeln ein Fahrrad hat, muss ich passen.

Am besten du änderst die Bildaussage durch Wahl eines geeigneten Titels, etwa "Der Mensch als Eindringling im Insektenreich" anstatt "Heidelibellen bei der Paarung" :-)

Du kannst das Bild ja trotzdem mal hochladen, zur Verdeutlichung der Problematik ...

Schöne Grüße

Uli

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