Primoplan vs. Ross

Ein Übungsvergleich von Primoplan 1.5/25 mm (Bild 1 und 3) und Ross 1.9/25 mm (Bild 2 und 4).

Sehr spannend, wie unterschiedlich die beiden trotz fast gleicher Daten zeichnen, vor allem bei der Verzerrung der Bubbles außerhalb der Mitte und der Schärfe/Weichheit.

Beide Objektive haben dieselbe Brennweite von 25 mm, beide waren auf unendlich gestellt, bei beiden habe ich denselben Zwischenring verwendet und ich stand an derselben Stelle (Fußstapfen im Schnee) und konnte den Fokus dann ja nur durch leichtes Vor- und Zurückbewegen des Körpers "einstellen". Auch wenn die Perspektive nicht ganz genau gleich getroffen ist, hätte ich nun erwartet, dass der Bildausschnitt bei beiden der gleiche sein würde. Tatsächlich sind die Primo-Bilder ca. 15% beschnitten, um ungefähr auf den gleichen Bildausschnitt zu kommen (was wegen der Vignettierung an APS-C ohnehin nötig gewesen wäre). Die Ross-Bilder sind nicht beschnitten. Liegt das daran, dass die beiden Objektive unterschiedliche Bildkreise abdecken (d. h. ich müsste beim Primo den Auszug mehr verlängern, um auf denselben Bildkreis zu kommen wie beim Ross?), oder gibt es eine andere Erklärung?

Viele Grüße vom Apfelkern

 

Kommentarbereich

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MOD

Hallo Apfelkern,

danke für diese tolle Gegenüberstellung. Beide Objektive überzeugen mich. Die Schärfe hast Du wieder überall super gelegt. Für mich aber gar nicht gut,denn der Mr. Ross steckt mir seit dem letzten Vintage- Workshop in der Nase. :-)) Einmal in Rolands Körbchen gegriffen, ein feines Obi gezogen und schon ist man verloren.*obergrins

Liebe Grüße

Gabi

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ADMIN

Warum viele Vintage-Objektive unberechenbar sind... :-)

Hallo Apfelkern,

sehr schöne und interessante Bildvergleiche zweier hochvintagöser Super-Objektive :-)!

Du sprichst den eigentlich unlogischen Unterschied der Bildausschnitte zweier Objektive an, die eigentlich laut Aufschrift und Konstruktion die gleiche Brennweite (25mm) und das gleiche Auflagemaß (C-Mount) haben – und damit auch bei gleichen Einstellungen den gleichen Bildausschnitt zeigen sollten/müssten. Ich beobachte genau das, was Du beschreibst, öfter – ja eigentlich sogar ziemlich oft. Woran liegt das?

Wir sprechen hier von zwei Objektiven, die 80 (Primoplan) bis 90 (Ross) Jahre alt sind. Bei der damaligen Produktion war noch viel Handarbeit angesagt, und so waren die Produktionsunterschiede teils gewaltig. Ich kenne das von Dir beschriebene Phänomen sogar bei Vergleichen exakt der gleichen Objektive! Wir haben es also mit einer enorm großen Serienstreuung zu tun.

Hinzu kommen sehr unterschiedliche Produktionstechniken und -abläufe. Die eine Firma produzierte gegebenenfalls völlig anders als die andere. Und da kamen dann häufig recht unterschiedliche Objektive raus – bei gleichen fototechnischen Daten bzw. Aufschriften. So kenne ich beispielsweise auch Objektive, deren Brennweite bei gleicher Aufschrift tatsächlich anders ausfällt als diejenige einer anderen Produktionslinie oder eines anderen Herstellers. Das ist teilweise schon alles sehr geheimnisvoll :-)!

Für mich bedeutet dies oft sehr viel (Forschungs-)Arbeit. Für die Workshops besorge ich ja eine ganze Menge verschiedener alte Objektive sowie von zahlreichen Objektiven auch viele Stückzahlen; Du hast es beim Vintage-Makro-Workshop gesehen und erlebt. Ich muss bei diesen Käufen nicht nur auf den qualitativen Zustand der vielen Objektive achten, weil ich ja ausschließlich Objektive in fotooptischer Top-Qualität bereitstelle.
Auch die oben angesprochenen Unterschiede spielen eine große Rolle, weil es von vielen Objektiven viele verschiedene Versionen und dann noch die großen Serienstreuungen gibt. Sehr oft führen diese Unterschiede dazu, dass bestimmte Objektiv-Versionen oder -Individuen nicht für die Vintage-Makrofotografie geeignet sind – beispielsweise weil sie stärker vignettieren als andere Exemplare oder weil das Auflagemaß von vornherein nicht passt oder..... Hier gibt es wirklich sehr viele Punkte – eigentlich unglaublich viele Punkte :-) –, warum bestimmte Objektive einfach nicht funktionieren. Und das "Gemeine" bei dieser Sache ist: In der Regel sieht man das den jeweiligen Objektiven äußerlich nicht an – oder nur dann, wenn man genau weiß, wohin man (mit der Lupe) schauen muss :-).

Fazit:
Wir arbeiten bei der Vintage-Makrofotografie häufig mit hochindividuellen Einzelstück-Schätzen, die unseren kreativen Spielraum enorm herausfordern :-). Und je weiter man von den klassischen Vintage-Fotoobjektiven weg geht in Richtung Film- (wie beispielsweise C-Mounts), Projektions- oder technische Objektive, desto gravierender trifft diese Feststellung (sowie alle weiter oben getroffenen) zu.

Oder ein anderes Fazit:
Das ist alles einfach nur mega geil!!! (grins).

Liebe Grüße 

Roland

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Hallo Roland,

vielen Dank für Deine ausführliche Erläuterung. Dass es eine gewisse Streuung selbst bei den gleichen Objektiven gibt, kann ich gut nachvollziehen. Der deutlich unterschiedliche Bildkreis der beiden Objektive ist mir noch nicht so ganz klar. Kann es sein, dass es so etwas gibt wie eine "Fassung", in der die Linsen sich befinden, und diese bei den unterschiedlichen Objektiven eben unterschiedlich groß ist und damit unterschiedlich viel davon auf dem Sensor zu sehen ist? Oder dass die Linsen zwar dieselbe Brennweite, aber nicht denselben Durchmesser haben, und deshalb mehr oder weniger vom "Drumherum" auf dem Sensor landet?

Liebe Grüße vom Apfelkern

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Makronist

Hallo Apfelkern,

klasse Bilder, die die volle Schönheit eines klirrend kalten Frosttages zeigen. Die Schärfe von Mr. Ross unterstreicht die Kälte noch. Zwei wunderbare Objektivschätzchen, die mir auch gefallen würden.

Liebe Grüße

Inga

 

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