Ross London 1.9/25mm – Kaukasus-Vergissmeinnicht (Brunnera macrophylla)

Swirl im Bild

Initiiert von der Einstellung eines Margeriten-Fotos der Userin FF-PhotoArt (Frauke) stelle ich hier ein Foto ein, das einige Informationen und Rückschlüsse auf die Eigenheit des Swirl-Effekts liefert.

Unter dem Swirl-Effekt versteht man die kreisförmige Darstellung des Bokehs – so als würde sich der Hintergund um die Bildmitte herum drehen. Viele Vintage-Objektive zeigen diesen Effekt, mal stärker, mal weniger ausgeprägt. Insbesondere Filmobjektive neigen aufgrund ihrer Konstruktion stärker zum "Swirlen".

Beim "Swirlen" scheiden sich die Geister...

Generell ist diese Phänomen Geschmacksache; die einen lieben ihn, andere finden ihn eher schwierig bis albern :-).

Die wenigsten jedoch wissen, dass sich die Ausprägung und damit die Wirkung dieses Swirl-Effekts stark steuern lässt. Somit wird er also ein tolles Stilmittel für den kreativen Vintage-Makronisten.

Ich knüpfe mit dieser Bildeinstellung an das von FF-PhotoArt eingestellte Margeriten-Foto an und schildere kurz, worum es geht und auf was man besonders achten kann/sollte, um die Wirkung des Swirlens zu steuern.

Alles, was ich hier nun schreibe, bezieht sich auf den Vergleich mit der Swirl-Wirkung des genannten Margeriten-Fotos.

Einflussmöglichkeiten auf den Swirl-Effekt

Im Prinzip geht es darum, dass Hauptmotiv deutlicher vom Umfeld (Hintergrund, Bokeh) abzusetzen, als es bei dem Margeritenbild der Fall ist. Je dominanter das Umfeld ist, desto wichtiger ist dieser Aspekt.

Dieses Absetzen kann auf verschiedene Arten erfolgen: über das Größenverhältnis Haupt-/Nebenmotiv, die Farbe, die Struktur, die Schärfe – um nur einige zu nennen.


Das hier eingestellte Foto eines Kaukasus-Vergissmeinnicht (Brunnera macrophylla) zeigt, wie sich der Swirl-Effekt im Bild darstellt, wenn alle oben aufgezählten Aspekten gleichzeitig umgesetzt werden:

  • die Blüten des Verbissmeinnicht sind größer als die Hintergrundblüten (insbesondere als Gruppe, die in der Schärfe liegt)
     
  • im Hauptmotiv liegt deutlich der flächenmäßig größte Blauanteil
     
  • die Hintergrundstrukturen sind wesentlich ruhiger als diejenigen im Bereich des Hauptmotivs
     
  • die Hauptmotivblüten sind deutlich schärfer als die Hintergrundblüten

Alles zusammen führt zu einer starken und eindeutigen Betonung des Hauptmotivs. Nun darf das Karussell im Hintergrund kreisen, bis es schwindelig wird – dem Hauptmotiv stiehlt es dennoch nicht die Schau. Es geht also um die Balance Hauptmotiv zum Umfeld.

Ich habe im Frühjahr dieses Foto mit genau dem gleichen irre-krassen Objektiv gemacht, mit dem FF-PhotoArt die Margeriten in Szene gesetzt hat. Hier ist also ein exakter Vergleich möglich. Es lässt sich erahnen, wie vielfältig die Einsatzmöglichkeiten mit solchen Objektiven sind. Dieses Handwerk werden wir uns – liebe Frauke – gemeinsam beim Vintage-Makro-Workshop intensiv beleuchten... :-).

Lieber Gruß

Roland

Kommentarbereich

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Makronist

Hallo Roland,

danke für die ausführliche Erläuterung. Ist das Bild mit Zwischenring oder ohne gemacht? Ich habe den Swirl bisher nur ohne Zwischenringe so extrem erzeugen können. Dann ist die Naheinstellgrenze aber ca. 1/2 Meter wenn ich das richtig im Kopf habe.

Das Beispiel hilft mir schon mal weiter, beim Spielen mit Herrn Ross.

LG

Frauke

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ADMIN

Das Foto habe ich ohne Zwischenring gemacht, aber das Objektiv ein paar wenige Umdrehungen rausgedreht. Das entspricht dann vielleicht 1.5 bis 2 Millimeter Auszug.

Ein Unterschied liegt hier jedoch beim Format; ich habe das Bild im APS-C Format gemacht – und damit einen geringeren Abstand. Die Naheinstellgrenze liegt ohne Zwischenring liegt bei etwa 20 Zentimeter.

Und: Bei APS-C swirlt Mr. Ross noch stärker als bei mFT. Da muss man also noch mehr "regulieren" :-).

Was für Möglichkeiten! Makrofotografie kann sooooo schön sein (grins)!

Lieber Gruß

Roland

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