Cyclop 1.5/85mm – Krokusblätter unter Tüpfelfarn

Das Frühjahr startet durch! In meinem Garten schieben haufenweise Elfen-Krokusse (Crocus tommasinianus) ihre Laubblätter aus dem Boden, einige blühen bereits.

Nicht nur die Blüten, auch das Herausschieben der frischen, grünen Krokusblätter unmittelbar nach dem Winter ist ein tolles Ereignis – und äußerst fotogen! Im Foto oben wachsen die Krokusse unter dem wintergrünen Gemeinen Tüpfelfarn (Polypodium vulgare).

Heute tauchten in meinem Garten zwei langjährige Mitbewohner von mir auf: der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) und die Große Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea). Das Erscheinen des Zitronenfalters bereits Mitte Februar ist "normal"; hierzu habe ich bei Makrotreff vor einiger Zeit einen Posts eingestellt. Der Flug der Holzbiene so früh im Jahr ist allerdings etwas seltsam. Sie hat keine Chance, Futter zu finden. Alle für sie in Frage kommenden Futterpflanzen befinden sich noch in der Winterruhe. Ich werde sie weiter beobachten...

Zusätzlich wärmten sich auf den auf dem Boden liegenden, sonnenbeschienenen Blättern zwei Siebenpunkt-Marienkäfer sowie einige Feuerwanzen. Und auf den vom Schnee plattgedrückten Vorjahres-Blättern des Woll-Ziests (Stachys byzantina) erschienen eine ganze Menge kleine Wolfspinnen (Lycosidae) und nahmen ihr erstes Sonnenbad.

Die Zeichen sind eindeutig: Der Frühling hat begonnen! Zumindest in meinem Garten... :-).

Kommentarbereich

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Makronist

Guten Morgen Roland,

der Farn macht ja einen tollen Auftritt in deinem Bild. Könnte bestimmt auch bei anderen Altgläsern einen tollen Hintergrund zaubern. Ich probiere es auch mal bei Gelegenheit....

Na, dann gehts ja jetzt wirklich los. Das sind klare Zeichen. Danke für den Einblick in deine ersten Beobachtungen. Ich denke, dass bald hier bei mir die ersten Hummelköniginnen aufschlagen. Ich bau heute eine kleine "Willkommen Station" mit Zuckerwasser auf blauem Hintergrund, damit ich nicht wie im letzten Jahr sehr geschwächte Hummeln in der Wiese finden muss, die ohne Energiekick durch Extranahrung, die Nacht nicht überstanden hätten. Ist sowas aus deiner Sicht sinnvoll oder siehst du irgendwelche Einschränkungen?

Liebe Grüße

Rob

 

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ADMIN

Hallo Rob,

ja, der Tüpfelfarn wird von vielen Vintage-Objektiven interessant "interpretiert". Ich habe, als ich das Foto oben mit dem Cyclop gemacht hatte, auch ein wenig mit anderen Objektiv-Oldies experimentiert. Die Ergebnisse sind seeehr unterschiedlich :-).

Ich hänge mal eines aus dieser Experimental-Reihe an. Ich habe unter anderem auch das Meopta Stigmar 1.25/90mm eingesetzt – ein ziemlich extremes Projektionsobjektiv mit großer Lichtstärke. Das Teil ist ein echter Türstopper :-). Das Ergebnis ist – natürlich! – ein völlig anderes Gemälde :-). Da wird alles noch wilder, noch verzerrter, noch "impressionistischer".

Liebe Grüße 

Roland

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ADMIN

Hallo Ingo,

na, Du bist ja ein ganz ein Wilder!

Neee, Scherz beiseite, dieses Gerät ist echt abgefahren. Bei zu viel Licht brennt es förmlich durch. Da spielt nicht nur das ganze Orchester, da explodieren die Trompeten! Meist setze ich es am anderen Ende ein: Wenn eigentlich gar kein Licht mehr vorhanden ist, dann streichelt es die Dämmerung. Das ist sowas von krass!

Bei diesem Foto hier wollte es unbedingt mal raus an die Frühlingssonne. Ich habe nachgegeben...:-)

Liebe Grüße 

Roland

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MOD

Hallo Roland,

du und deine Objektiv-Auffangstation. Verlost du die Spaziergänge mittlerweile unter deinen "Mitbewohnern"? Im Frühling wird der Andrang zur Mitnahme bestimmt groß sein. Ich stelle mir vor wie sie Schlange stehen.Und wenn sie dann mal mit dürfen, passiert genau obiges.Jedes zeigt sich von seiner besten Seite. Cool! * grins

Liebe Grüße

Gabi

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ADMIN

Hilfen für geschwächte Hummeln

Hallo Rob,

Du fragst mich, ob ich sowas wie Zuckerwasser-Stellen für früh fliegende Hummeln sinnvoll finde bzw. ob ich irgendwelche Einschränkungen sehe.

Meine Sichtweise entspricht hier nicht ganz dem Main-Stream. Aber mich möchte Sie Dir kurz schildern. Was ich nun schreibe, ist meine übergeordnete Sicht zu dem von Dir angesprochenen Thema. Es hat nichts  mit Dir bzw. damit zu tun, dass Du diese Frage stellst.

Früh fliegende Hummel-Königinnen, die nach ihrem Erscheinen relativ bald Nahrung benötigen, gibt es länger als den Menschen. Wir sprechen hier also von einer Gegebenheit, die sich über viele Hunderttausende von Jahren erfolgreich entwickelt hat.
Nun fallen in der heutigen Zeit viele bewährte Gleichgewichte in Ungleichgewichte. Haupt- oder Alleinverursacher hierfür ist der Mensch. Hauptreaktion des Menschen hierauf ist – z. B. Zuckerwasser anbieten – oder Vögel im Winter und mittlerweile ja auch im Sommer zu füttern, oder Hölzer mit gebohrten Löchern in die Landschaft hängen, damit Wildbienen was zum Brüten haben, oder.....

Ich bin der absoluten Überzeugung, dass alle diese Maßnahmen die Arten nicht retten. Ist irgendein Mensch anderer Überzeugung, ist er naiv, biologisch völlig unwissend – oder arrogant. Das ist hart, ja, aber so ist es nunmal. So funktioniert Biologie einfach nicht.

Wesentlich besser ist es, das zu unterlassen, was zu all diesen Dilemmata geführt hat. Es ist also besser, die Zerstörungen zu lassen. Was übrig bleibt, ist gut. Was übrig bleibt, funktioniert ohne Mensch!

Das heißt natürlich nicht, dass man in jedem Fall solche Dinge wie mit dem Zuckerwasser oder Vogelfütterungen usw. nie tun sollte. Es ist mehr eine Frage der Intention und der Begründung. Macht man das beispielsweise, um die Tiere schön beobachten zu können, oder um Kinder im Rahmen der Umweltbildung an bestimmte Tierarten heranzuführen, oder weil man nicht Augenzeuge werden möchte beim Sterbevorgang von Hummeln, weil deren Lebensräume zerstört sind, dann ist das absolut in Ordnung. Geht die Begründung jedoch in Richtung Tierarten-, Lebensraum- oder Weltrettung, ist das gelinde gesagt falsch, konkreter formuliert unwissend oder einfach nur arrogant.

Vielleicht ist das nun nicht die Antwort, die so manch ein Leser hier erwartet hat oder gerne liest. Aber Du hast gefragt, und ich antworte Dir ehrlich.


Lieber Rob, und nochmal, weil es mir wichtig ist:
Bitte verstehe mich jetzt nicht falsch! Meine Feststellung von Arroganz bezieht sich selbstverständlich nicht auf Dich! Als arrogant bezeichne ich vielmehr den Umgang der meisten Menschen mit der sie umgebenden Natur – sowohl deren Zerstörung als auch die Versuche anschließender "Rettung".

Liebe Grüße 

Roland

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Makronist

Hallo Roland,

danke für die ausführliche Antwort auf meine Frage! Bitte entschuldige die späte Antwort. Das Wetter war gut ich war viel draußen, um das Frühlingserwachen mitzubekommen. Leider war dann wenig Zeit für Bilder aussortieren und Makrotreff. Es geht wirklich los jetzt. Ich habe auch bereits Zitronenfalter, Honigbienen, Sandbienen, Schwebfliegen, Feldwespen, Wanzen, Marienkäfer, Wolfspinnen und Zebraspringspinnen beobachten können. Nahrung ist vermutlich noch sehr rar und der wirklich sehr schnelle Temperaturanstieg hat wohl einige kleine Freunde etwas früh herausgelockt. In Hamburg ging es offenbar 40 Grad innerhalb einer Woche nach oben. Verrückt!

Ich habe kein Problem mit deiner Antwort auf meine Frage. Ich teile die Sicht, dass mit solch einzelnen und kleinen Maßnahmen, das zu Grunde liegende Problem niemals gelöst werden kann. Und Kosmetik an der Oberfläche (als Ablenkung von den eigentlichen Problemen) ist nicht zielführend. Zudem hat die Menschheitsgeschichte oft genug bewiesen, dass sich der Mainstream oder die Mehrheitsmeinung gewaltig täuschen kann. Die Erde war ja dann doch keine Scheibe und ich finde es hilfreich, Sachverhalte genau zu prüfen, anstatt etwas "nachzulabern".

Dennoch ist mir ein Aspekt wichtig. Natürlich kann die "Rettung" eines einzelnen Tieres keinen biologischen Erfolg bringen, aber Liebe und Achtung für Mutter Natur können eine Grundlage sein, um sich (leider zu spät) bewusst zu machen, was mit der Umweltzerstörung angerichtet wird. Wir sind alle Eins oder Nichts und wenn wir so weiter machen, dann geht uns die natürliche Grundlage komplett verloren.

Einige Menschen aus meinem Umfeld sehen, z.B. Spinnen nun mit anderen Augen, nachdem ich Bilde gezeigt habe. Die Angst wich und Bewunderung kehrte ein. Allerdings müssen diese Sichtweisen auch mehr dorthin transportiert werden, wo wichtige Entscheidungen fallen. Grundsätzlich finde ich aber, dass ein Naturfotograf hier auch eine Vorbildfunktion hat und vorleben sollte, dass auch das kleinste Tier Achtung und Schutz verdient. Du hast schon recht. Ich kann es schwer mit ansehen, wenn ein einzelnes Tier mit dem Leben kämpft und ich kann gar nicht anders, als Schnecken vom Fahrradweg wegzutragen, Bienen aufzupäppeln oder Libellen oder andere Tiere aus dem Wasser zu retten. Das bringt natürlich nichts für die Ökosysteme, aber für ein einzelnes Tier ist es bedeutsam. Ich denke mir immer, dass dieses eine Tier einfach auch noch gerne weiterleben würde, um seinen Teil zum großen Ganzen beizutragen. Übrigens habe ich auch mal in einer Doku gesehen, dass auch manche Affen Insekten aus dem Wasser retten. Da scheint eine angeborene Fähigkeit zur Empathie da zu sein und so ein Affe bin auch ich ;-)

Schöne Grüße

Rob

 

 

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ADMIN

Der Mensch und seine Selbstsicht

Hallo Rob,

vielen Dank für Deine – ebenfalls ausführliche :-) – Antwort. Ich kann das, was Du schreibst, alles sehr gut nachvollziehen. Selbstverständlich gibt es ausreichende "Gründe", einzelne Tiere zu retten bzw. ihr Überleben zu sicher. Es wäre schlichtweg wahnsinnig, es nicht zu tun, wenn man die Möglichkeit hat, es zu tun.

Auf die Begründung kommt es an

Ich denke, die Begründung, aus der heraus man dies macht, ist der punctus cnactus. Solche Aktionen sind ein Ausdruck des Mitgefühls für unsere Mitbewohner auf diesem Planeten; dies sollte eigentlich selbstverständlich sein. Wie gesagt, es nicht zu tun, ist wahnsinnig.
Irreführend wird es, wenn solche Aktionen vor dem Hintergrund globalen Naturschutzes gemacht werden. Werden sie beispielsweise – wie heute üblich – als Konzepte "verkauft", aussterbende Hautflüglerarten (Wildbienen und Wespen durch Bruthilfen oder Zuckergaben) oder Amphibienarten (durch über die Straße tragen) insgesamt zu retten, ist dies falsch. Nein, nicht nur falsch, ich gehe noch weiter. Es ist gefährlich, weil mit solchen Falsch-Konzepten suggeriert wird, der Mensch würde das Problem durch sein Handeln richten. Das ist ja ohnehin die größte Krankheit des Menschen, an der er leidet: Er meint immer, er müsste etwas machen. Zuerst macht er alles kaputt, dann macht er wieder alles heil. Bei all diesem Vorgehen steht das Machen durch den Menschen im Vordergrund.

Ein weiteres aktuelles Beispiel, das diesen Wahnsinn aufzeigt, sind die Blühstreifen in unserer Landschaft. Zuerst werden über viele Jahrzehnte hinweg unsere gesamten landwirtschaftlich genutzten Flächen zerstört, ausgeräumt und vergiftet. Sterben dann – oh Wunder – alle dort lebenden Tiere, säht man langgezogene Blumensträuße entlang von einigen Äckern. Warum? Angeblich, um die Natur wieder zu retten. In Wirklichkeit aber, damit die landwirtschaftlichen Nutzpflanzen bestäubt werden (vorrangig durch Honigbienen), die Jäger was zum Schießen haben (sogenanntes "Niederwild") und die sogenannten Naturschützer wieder Ruhe geben.

[Anmerkung: Wesentlich besser wäre es, endlich mal die vielfältigen Zerstörungen zu unterlassen. Der Rest funktioniert dann ganz ohne Zutun des Menschen. Aber Beides kann der Mensch nicht – weder "unterlassen", noch "ohne Zutun".]

Anthropozentrismus – die Wurzel der Arroganz

Die Wurzel dieser Selbstwahrnehmung liegt in der chronischen Selbsterhöhung des Menschen gegenüber allen anderen Lebensformen auf der Erde. Er sieht sich als die Krone der Schöpfung, als dasjenige Lebewesen, dem alles andere auf dieser Erde dient – ob es Säugetiere sind, die man unter übelsten Bedingungen produziert, um sie zu essen, oder ob es Bestandteile unseres Planeten, Ressourcen genannt, sind, die dem eigenen Nutzen dienen. Daraus entsteht das, was ich oben "Arroganz" nenne. Aus einer solchen Selbstwahrnehmung kann nur Arroganz gegenüber der gesamten Umwelt resultieren.

Die Folgen dieser Arroganz sind überall sichtbar: geplünderte und vermüllte Meere, sterbende Pflanzen und Tiere in so gut wie allen Landlebensräumen, zerstörte und reduzierte (durch Abschwemmung und Verwehung) Mutterböden, vergiftetes Süßwassers usw. Diese Aufzählung lässt sich lange fortsetzen.

Die Folgen des menschlichen Überlegenheitsdenken gegenüber allen anderen belebten und unbelebten Bestandteilen seiner Umgebung hat zur gnadenlosen Übernutzung aller Lebensräume geführt. Und nun kommt Akt zwei dieser Selbstüberschätzung: Der Mensch meint, durch sein (technisches) Handeln das alles wieder richten zu können – natürlich nur vor dem Hintergrund des eigenen Arterhalts.

Nun biege ich das alles wieder zurück zu unserem Ausgangsthema: die Rettung von Hummelköniginnen im Frühjahr. Ob der Mensch nun meint, mittels Monster-Deichbauten den von ihm verursachten steigenden Meeresspiegel in Schach zu halten, oder durch Zuckerdarreichung hungernden Hummelköniginnen den von ihm zerstörten Lebensraum zu ersetzen – sowohl das Große als auch das Kleine sind gleichermaßen Ausdruck des Grundübels: die selbsterhöhende, anthropozentrische Selbstsicht des Menschen.

Die nackte Wahrheit

Solange wir uns nicht wieder zurückversetzen in das, was wir sind – nämlich ein Teil (anstatt Herrscher) der uns umgebenden Natur –, solange wird sich die Natur von all ihren Schäden nicht erholen, sondern weiter verschlechtern. Und genau das zeigen die vielen vergangenen Jahrzehnte: Alle Nisthilfen, Vogelfütterungen oder Zuckerdarreichungen usw. haben nicht verhindert, dass wir uns heute inmitten des schnellsten Artensterbens, der größten Lebensraumzerstörung und der schnellsten Klimaerwärmung der Erdgeschichte befinden – verursacht durch den Menschen.

Es lebe (auch) das Individuum!

Und trotzdem: Auch ich würde der Hummel Zucker geben! Und ich würde auch eine Kröte über eine vielbefahrene Straße tragen. Warum? Weil es einfach nur dämlich wäre, zuzuschauen, wie eine Erdkröte auf einer Teerstraße von Autorädern plattgefahren oder von der Druckwelle eines vorbeirasenden Autos zerfetzt wird. Oder eben eine Hummel infolge Nahrungsmangel langsam stirbt.

Kein schönes Frühlings-Thema...!

Liebe Grüße 

Roland

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