Heute Morgen in Krokushausen... – Carl Zeiss Jena Biotar 1.5/7,5cm

Heute Morgen in Krokushausen; zwei Krokusse in Lauerstellung. Die Sonne ist aufgegangen. Die beiden Krokusse stehen noch im Schatten, während der Hintergrund bereits beschienen wird. Noch sind die Krokusblüten geschlossen. Doch sobald die Sonnenstrahlen sie erreichen, werden sie sich öffnen.

Das Bühnenbild ist spektakulärer als der Hauptdarsteller. Man könnte auch sagen: Hier wird der Nebendarsteller zum Hauptdarsteller :-).

Kommentarbereich

Profile picture for user IngaEdel
Makronist

Grüß Dich Roland,

da wabbert es ja ganz schön, man kann schon die Wärme näher kriechen sehen. Die Krokusse können sich auf ein Sonnenbad freuen.

Was versteckt sich da im Hintergund und macht dieses interessante Bokeh? Sieht aus wie zwei Doldenblütler.

Liebe Grüße

Inga

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Erstellt von Kristin (nicht überprüft) on So., 07/03/2021 - 11:45 Permalink

Hallo Roland,

was für ein spektakulärer Hintergrund für das Krokus-Ensemble, tolle interessante Zeichnung von diesem Biotar. 

Und auch die Blattstiele  am Boden zwingen meinen Blick auf die Krokusse zurück und in die Hintergrundmalerei.

Bin begeistert.

Liebe Grüße Kristin

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ADMIN

Hallo Kristin,

das Biotar hat eine sehr individuelle und – wie Du sagst – sehr feine Zeichnung. Oder besser gesagt, es malt markant und gleichzeitig fein. So´ne Mischung muss ein Objektiv erst mal hinbekommen :-)! Ich hatte ein paar weitere Objektive auf die gleiche Situation losgelassen; das Biotar war der "Sieger". Andere malten zu wild, da gingen die beiden Krokusse dann doch etwas zu stark unter. Andere zu gering, da war der ganze Reiz dieser bombastischen Bühne futsch.

Eine weitere Eigenschaft des Biotars kommt auch hier zum Tragen: Es kann ein wenig plastisch darstellen – zwar nicht so deutlich, wie die legendären Kino- und Makro-Plasmate, aber eben doch ein bisschen. Und das verleiht dem Bild diese (Bühnen-)Tiefe. Der Betrachterblick geht recht schnell an den beiden Hauptdarstellern vorbei in diese Tiefe, und wird dann vielleicht wieder – so wie Du es schön beschreibst – von den dunklen Blättern und deren Stielen am Boden zurückgezogen, quasi "geerdet" :-).

Liebe Grüße 

Roland

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ADMIN

Hallo Ingo,

ja, da im Hintergrund geht echt die Post ab. Das Vintage-Obi und ich mussten uns massiv bremsen, um nicht voll durchzugaloppieren :-).

Sei beruhigt: Das Biotar macht den Garten noch ein bisschen schöner als er ist :-).
Aber stimmt schon, so ein Garten gibt, richtig angelegt und entsprechend gehandhabt, einen riesigen Haufen Motive her, insbesondere Makromotive, und hier sowohl klassische als auch Vintage-Makromotive.

Da kann man dann sozusagen vom Frühstückstisch aus vintage-fotografieren, so zwischen Frühstücksei und ´nem Schluck Kaffee ausem Pott. Oder zwischen Käse-Stulle und Quarkerdbeerfruchthonigsirupmarmeladen-Schnitte – oder wie das im schönen Norden so heißt :-).

Liebe Grüße 

Roland

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Makronist

Hallo Roland,

für mich ist das ganze Bild auch heute noch der Hammer. Schon die schmale, konkrete Ebene im Vordergrund (Laub, Krokusse) ist durch das alte Obi zart verfremdet, aber der surreale Hintergrund ist einfach großartig. Im Kern ist es -für mich- glaube ich die zarte Zeichnung der mittleren Dolde, die fast der Krokusspitze zu entspringen scheint, die mich so kickt. Einfach wunderschön!

Also, unseren Garten finden eigentlich auch viele Leute ungefragt schön, aber die haben in der Regel keine Ahnung, was von einem MAKRONISTEN-Garten zu erwarten ist! Deshalb werde ich fleißig weiter rumbuddeln und umgestalten, damit ich (besser wir: Birgit ist ja so was von auf den Trip gekommen ***juhu, dreifach grins*** ) zukünftig noch besser vom Frühstückstisch aus vintagen können. 

Aber der Oldenburger ißt zum Frühstück doch keine Quarkerdbeerfruchthonigsirupmarmeladen-Schnitte, sondern Grünkohl!  (sagt jedenfalls vermutlich das City- Marketing...)

Liebe Grüße

Ingo

 

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Makronist

Hallo, Roland,

ein faszinierendes Foto! Ich suche nach der Schärfeebene und finde sie bei dem rechten Krokus beim zweiten Blatt von links. Ist das korrekt? Du hast uns beigebracht, dass unser Auge nach Schärfe sucht und sie in der Regel beim Hauptmotiv erwartet. Das Hauptmotiv wären aber doch die Blütenblätter. Sie jedoch sind von einer fast flackernden, unscharfen Linie begrenzt.

Also vorausgesetzt, ich sehe die Schärfeebene richtig: Wäre der Bildeindruck ein wesentlich anderer geworden, hättest du die Schärfe klassisch auf die Blütenränder gelegt?

Herzliche Grüße

Mainecoon

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ADMIN

Hallo Mainecoon,

es ist, wie Wolfgang weiter unten schon schreibt: Die Schärfe liegt auf beiden Blüten. Auf der linken ist sie deutlich zu erkennen. Bei der rechten reißen die Kontrastkanten vor dem grellgelben Licht des Hintergrunds aus.

Dieses Glühen ist bei vielen alten Objektiven zu sehen. Insbesondere lichtstarke Objektiv-Senioren mit Blenden unterhalb 2.0 (1.8) neigen bei Offenblende zum "Ausreißen" vor allem an starken Kontrastkanten. Dann fangen die hellen Bereiche regelrecht an zu glühen, manchmal sogar an zu brennen :-). Dies kann bildgestalterisch sehr attraktiv eingesetzt werden – oder ein Bild zerstören.

Meines Erachtens ist es bei der rechten Blüte so gerade noch akzeptabel. Es ist schön zu erkennen, dass insbesondere genau die Kantenabschnitte der geschlossenen Blüte, die vor dem hellgelben Hintergrund sind, diese Erscheinung zeigen. Die großen Hell-Dunkel-Unterschiede können nicht mehr sauber voneinander getrennt werden.

Übrigens: Das menschliche Auge sieht eher so wie ein altes Objektiv als wie unsere modernen. Auch für unsere Augen gibt es solche Grenzen. Wenn wir gegen die Sonne schauen, blinzeln wir, müssen die Augen mehr oder weniger stark schließen – und können Farben und starke Kontrastkanten kaum noch scharf erfahren.

Das ist natürliches Sehen (aus menschlicher Sicht) – und steht damit häufig im Gegensatz zu den Ergebnissen moderner fotografischer Techniken. Werden beispielsweise unsere hochkorrigierten Objektive mit HDR-Technik eingesetzt, ergeben sich oft Bilder, die zwar schön, aber oft sehr unnatürlich aussehen.

So schaffen wir uns leise, aber immer deutlicher eine neue, künstliche (Wahrnehmungs-)Welt.

Liebe Grüße 

Roland

Profile picture for user Wolfgang Zeiselmair

MOD

Grüß Dich Roland,

also ich seh´ die Schärfe schon auf der linken Blüte, der "Saum" lässt es eventuell weicher wirken, aber das ist ja gerade ein Faktor der den Reiz der alten Gläser ausmacht. Ich finde es faszinierend wie Du das Bild zum strahlen gebracht hast, wirkt wie ein hinterleuchtetes Glasbild. Das ist großer Sport!

Servus
Wolfgang

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ADMIN

Hallo Wolfgang,

der Vergleich mit dem Glasbild ist klasse. Sieht wirklich so aus. Und wenn man solche Glasbilder bei starken Licht anschaut, dann dominieren sie häufig über die im Vordergrund befindlichen "Hauptdarsteller". Das kann man sehr schön in Kirchen sehen, wenn man große Glasbilder gegen einen hellen, bestenfalls sonnenbeschienenen Himmel betrachtet.

Liebe Grüße 

Roland

Profile picture for user Flora1958

MOD

Hallo Roland,

hier hast du  die  sonnige Morgenfrische  eingefangen. Licht und Schatten zeigen ihre Reize. Die Krokusse wandeln im Grenzbereich. Sie wirken auf mich wie Beobachter ,die unter zart beschirmenden Doldenblütlern stehen,  das bunte , helle Treiben begutachten und kurz davor sind  den Schritt in die Helligkeit zu wagen.  Sollen sie sich trauen ins Licht zu gehen? Nur noch ein kurzer Moment und es passiert. 

Die Geschichte im Bild. Genial gemacht. :-)

Liebe Grüße

Gabi

Profile picture for user Roland

ADMIN

Hallo Gabi,

was für eine Geschichte – klasse erzählt!

Deine Geschichte liefert den Inhalt zur "verdrehten" Welt im Foto,

  • wo das Helle hinten ist und das Dunkle vorne
  • wo das "scheinbar" Wichtige von hintern her über das Abwartende, Zögerliche im Vordergrund dominiert
  • wo der Blick des Betrachters über die eigentlichen Hauptdarsteller in das verlockend Helle im Hintergrund förmlich hinweg rauscht – um dann, wie Kristin es oben so treffend formuliert, über den Inbegriff der Erdung (zu Erde vermoderndes Laub) vielleicht wieder zurückfindet.

Die beiden Hauptdarsteller, die geschlossenen Blütenknospen, werden zum (wie Du es oben formulierst) Beobachter – genauso wie der Bildbetrachter.

Du nimmst es vorweg: "Nur noch einen kurzen Moment", und die beiden Hauptdarsteller werden sich trauen, ins Licht zu gehen. Und der Bildbetrachter?

Liebe Grüße 

Roland

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