Dunkler Schatten

Hallo,

auch wenn es anders aussieht: Die Sandwespe flog nur zufällig vorbei, der Ameise geht es gut...

Liebe Grüße

Ingo

Kommentarbereich

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MOD

Hallo Ingo,

schön, mal wieder etwas von Dir zu hören und zu sehen. :-)

Hier hast Du eine ziemlich bedrohliche Situation festhalten können. Wie ein Greif schwebt die Sandwespe über der Ameise. Selbst der Schattenwurf ist noch zu erkennen. Klasse!  Ganz ehrlich, hier möchte ich nicht die Ameise sein. Ich weiß nicht, ob Ameisen überhaupt zur Beute der Sandwespe zählen? Weißt Du da mehr? Sicher warst Du wieder in Deinem geliebten Sand-Outback unterwegs.

Liebe Grüße

Gabi

 

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Makronist

Hallo Ingo, das ist ja schöner wie in Brehms "Illustrirten Thierleben" . Wenn der (Brehm) mal deine Kamera gehabt hätte!  Schön mal wieder so eine Action-Szene von dir zu sehen, 

viele Grüße

Uli

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Makronist

Hallo,

danke erst einmal für eure Rückmeldungen! Und noch ein paar Worte dazu.

Das Foto ist eigentlich ein Nebenprodukt des Scheiterns. Tatsächlich war ich in meinem – wie Gabi so schön schreibt- „geliebten Sand-Outback“ unterwegs. Der Plan: Die Dokumentation des Brutröhrenbaus einer Sandwespe. Technisch deutlich jenseits meines fotografischen Erfahrungshorizontes.

Den Ablauf hatte ich zuvor beobachtet: Die Wespe gräbt den Sand sukzessive aus dem Boden, formt ihn jeweils zu einem Klumpen, den sie mit ihrem vorderen Beinpaar unter den Kopf presst, fliegt ein Stück von ihrem Bau weg und wirft ihn ab. Dann geht das Ganze von vorne los, bis die Röhre fertig ist.

Das Problem: Sowohl das „Buddeln“, vor allem aber auch Abflug, Abwurf und Wendemanöver verlaufen blitzartig.

Ich habe meine Versuche bei viel Licht (voller Sonne) gestartet und dabei zwei Strategien versucht, um die erforderliche kurze Belichtungszeit zu erreichen: Erstens den Einsatz der Zangenblitzes, zweitens eine hohe ISO ohne Blitz. Beides führte nicht zum Erfolg, sprich: Eine ausreichende oder gar exzellente Schärfe wurde nicht erreicht. Vielversprechender waren insgesamt die Versuche mit Blitz.

Wieder zuhause habe ich darüber nachgedacht und vermute, dass das helle Tageslicht im Zusammenwirken mit dem Blitz zu Doppelbildern geführt hat. Deshalb wollte ich den Versuch im nächsten Schritt an einer im Schatten grabenden Sandwespe wiederholen. Daraus wurde aber leider nix – und jetzt heißt es: Wieder ein Jahr warten.

Ach ja: Erwähnen sollte ich noch, dass ich recht dich dran war am Geschehen, um möglichst wenig beschneiden zu müssen. Bei mehr Abstand wäre es glaube ich deutlich leichter gewesen…

Zur Verdeutlichung nachfolgend ein paar unzureichende Ergebnisse (die man ja eigentlich nicht so gerne zeigt). Die Fotos sind nicht beschnitten, die ersten beiden mit Blitz, die letzten beiden mit hoher ISO ohne Blitz.

Liebe Grüße

Ingo

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Makronist

Moin Ingo,

auch ich freue mich mal wieder von dir zu sehen! Nice! Danke für die Einstellung und die biologischen Informationen. Von dir kann man immer was lernen und lieber als aus einem Buch lerne ich durch die direkten Beschreibungen eines Menschen, der das Geschehen miterlebt hat ;-)

Die Herausforderungen, die du beschreibst sind mir auch bekannt und da gibt es auch nicht immer eine leichte Lösung. Ich vermute, es bleibt einfach schwer, sowas auf den Sensor zu bekommen. Entsprechend staunen wir beide ja über die Bilder, die Roland hinbekommt. Das Hauptbild kommt aber trotz Anschnitt schon cool rüber und auch das letzte Bild fnde ich sehr gelungen!

Ich bin eher geübt in der Technik ohne Blitz, und wie du ja auch schreibst hilft hier etwas weiter weg bleiben und sehr kurz belichten, um eine knackige Schärfe zu erhalten. Mit Blitz sind mir bisher nur von der Mosaikjungfer und einigen Schwebfliegen Bilder gelungen. Ich habe jedoch den Blitz als Zusatzlicht (High-Speed-Sync.) verwendet. Ohne Serienaufnahme einen Flug ins Brett zu nageln ist in beiden Fällen einfach brutal schwer.

Mir geht es auch wie dir...so manches würde man einfach gern noch einige Male ausprobieren und die langen Wartezeiten auf die nächste Generation im nächsten Jahr sind schon hart. Worauf haben wir uns da eingelassen? Haha

Ich hatte leider im Sommer wenig Zeit und musste eine engere Auswahl treffen und mich dann meist auf Prachtlibellen und Smaragdlibellen konzentriert. Mit den Prachtlibellen lief es dann ganz gut (habe im 3.Jahr endlich einige Flugdokumente im Kasten) aber ich war schon traurig, als ich keine Smaragdlibellen in meinem Lieblingshabitat mehr gesehen habe. Die letzte Begegnung mit diesen wunderschönen Tieren war auch eher dramatisch: 2 Männchen sind bei einer Rangelei ins Wasser gestürzt und nicht mehr rausgekommen. Die kleinen Fische an diesem Ort haben genug zu essen und da es nur wenige Exemplare dieser Libelle dort gab musste ich handeln. Hab mich ausgezogen und bin schnurstracks ins eiskalte Wasser und kam dann mit dem Wasser bis zum Hals mit je einem Männchen auf den Zeigefingern wieder heraus. Beide haben überlebt und ich hoffe, dass der Bestand im nächsten Jahr vielleicht besser aussieht. Jetzt nur noch knapp 10 Monate warten ;-). Uns gehts teilweise echt sehr sehr ähnlich.

Herzliche Grüße & einen schönen Herbst!

Rob

 

 

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Makronist

Servus Rob,

das ist sehr schön, was du schreibst! Bedauerlich, dass du deinem Gelüst in diesem Jahr nur eingeschränkt nachgehen konntest, schade. Aber bei den Prachtlibellen bist du offensichtlich zu Zuge gekommen. Zeig` mal was!

Die Chance hätte ich auch gehabt: Die Prachtlibellenpopulation an meiner Lieblingsstelle war dieses Jahr ausgesprochen groß, die Zahl der verzweifelten Corona-Naherholungssuchenden, die den Flussabschnitt in den letzten beiden Jahren überrannt haben, hatte deutlich abgenommen und die Natur bot Hilfestellung, weil sie im vergangenen Winter an genau der richtigen Stelle zwei Baumstämme angeschwemmt hatte, auf welchen die Libellen sich sonnten, starteten und landeten. Außerdem war es warm. Die Bedingungen waren also perfekt! Ich hätte mich lediglich in den Fluss stellen und es versuchen müssen. Stattdessen habe ich ein paar Stunden zwischen den Libellen gesessen, dem Knistern ihrer Flügel gelauscht, beobachtet, wie alle Männchen plötzlich in den Verfolgungsmodus gingen, wenn ein Weibchen vorbeischwadronierte, die Eiablage betrachtet, die Libellen auf mir landen lassen usw.. Aber sie im Flug zu fotografieren ist sooo schwer (finde ich), da fehlte mir die innere Kraft, es wirklich zu versuchen. Vielleicht kennst du das? Naja, zum Glück gibt es auch Tage, an denen das Unmögliche nicht zu schwer erscheint! Vielleicht nächstes Jahr…

Am geilsten finde ich deine Smaragdlibellen- Rettungsaktion! Hut ab, das gibt Bonuspunkte an der Makronisten- Himmelstür! Beim Psychiater wäre wahrscheinlich von fortgeschrittener Makronititis die Rede (Spätfolge exzessiver Makrofotografie in Kombination mit Versuchen, den eigenen biologischen Analphabetismus zu überwinden, chronifiziert, weder medikamentös noch therapeutisch behandelbar, kann zu übersteigerter Liebe zu "primitiven" Lebensformen – und ins gesellschaftliche Abseits führen (ICD (ISO?)100, f/2,8)). Weißt Bescheid?

Liebe Grüße

Ingo

PS: Ich Depp habe nicht bedacht, dass bei den nach dem Hauptbild eingestellten Bildern die Werte nicht angezeigt werden. Das hole jetzt ich nach und stelle fest: Die Unschärfe könnte auch aus der zu langen Belichtung resultieren! Aber noch mehr ISO??? Oder Blende weiter auf (dann reicht doch die Schärfentiefe niemals)?

Bild 1    ISO 100                f/8,0      1/250 sec              0.0 EV               Zangenblitz

Bild 2     ISO 1250              f/8,0       1/1250 sec         + 0,7 EV

Bild 3    ISO 1000               f/8,0      1/1000 sec        + 0,7 EV

Bild 4     ISO 1000               f/8,0      1/1000 sec         + 0,7 EV

PPS: Gratuliere zum Toppi. Blitzsauber erwischt, einfach nur klasse, besser geht ja gar nicht

Profile picture for user Rob
Makronist

Hallo Ingo,

danke für den Austausch! Klar, das kenne ich auch, dass man sich fragt, was man da eigentlich versucht und oft sind die Chancen nahe 0. Ich habe kein gutes Flugbild von den Smaragdlibellen ergattert und war viele Stunden an vielen Tagen regungslos an einem Tümpel gesessen, bis alles weh getan hat. Spaziergänger waren oft mehr als verwundert, mich immer wieder an dieser Stelle zu sehen. Trotzdem bin ich kaum enttäuscht...niemand hat mich dazu gezwungen und jetzt kenne ich wenigstens einige Verhaltensmuster fürs nächste Jahr ;-). Die Verhaltenssbeobachtung zusammen mit einem Gefühl für den Arbeitsabstand sind schon wesentlich, um die "innere Kraft" aufzubringen. Wenn das Tier also immer mal wieder an einer Stelle vorbeikommt und man die richtigen Voreinstellungen hat, ist es irgendwie möglich.

Danke fürs Teilen deiner Einstellungen. Du bist ja recht nah dran (ich weniger mutig oft weiter weg) und bei schnellen Flügen können diese Belichtungszeiten kaum ausreichen. In meinen Augen eigentlich nur dann, wenn man etwas mitzieht oder zufällig in die gleiche Richtung wackelt ;-). Bissle weiter weg und Blende etwas auf...anders gehts wohl nicht, um ISO nicht durch die Decke zu schieben.

Bei den Prachtlibellen habe ich 2 Situationen ausgemacht, die geeignet sind und dann wirds definitiv leicher. Zum einen, wenn ein sitzendes Weibchen von einem Männchen geprüft wird. Da gibt es Momente in denen das Männchen einige Zeit auf der Stelle fliegt. Die andere Situation ist der rituelle Tanz zweier Männchen, die unter sich ausmachen, wer besser tanzen kann ;-). Manchmal findet dies auch in einem relativ kleinen Raum statt und macht ein Flugbld theoretisch möglich.

Wir bleiben dran!

Gute Zeit dir/euch!

Rob

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Makronist

... jenseits vom Technik-Dedöns möchte ich noch gern ergänzen, dass du mit intensiver, vielleicht fast liebevoller Beobachtung und Teilnahme am Zauber der Prachtlibellen wohl eine gute Entscheidung getroffen hast. Ich bereue es manchmal sogar, ein Bild erstellen zu wollen. Einfach dabei sein, ohne Absicht, Konzentration und ohne Ziel ist doch einfach wunderbar. Eine Welt um sich (und in sich) zu haben und die so ist wie sie ist, erscheint mir oft wie pure Magie. Da stehen Rasierklingen auf Rasierklingen und zwar meterhoch ;-)

 

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MOD

Hallo Ingo,

da kann ich mich Kay`s Meinung nur anschließen. Die Bilder, die Du nicht so gerne zeigst, solltest Du lieber gerne  und öfter zeigen! ;-)

Liebe Grüße

Gabi

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Makronist

Hallo Ingo,

das ist ein sehr eindrucksvolles Bild. man zieht förmlich mit der Ameise den Kopf ein und hofft, dass der Schrecken vorbei geht.

Auch die Buddel-Serie und Deine Geschichten sind klasse.

Liebe Grüße

Inga

 

 

 

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Makronist

Hallo Rob,

auch ich freue ich über den Austausch mit dir. Noch ein paar Anmerkungen:

Birgit und ich haben in diesem Jahr unzählige neue Arten entdeckt und meistens auch bestimmen können – Pflanzen und Tiere. Das hat wohl u.a. mit der Gartenumgestaltung zu tun, obwohl es sicher noch eine Weile dauern wird, bis sich ein echter „Naturgarten“ entwickelt. Auf jeden Fall war und ist dieses Entdecken und Lernen zu einem großen Freudenspender in unserem Leben geworden.

Teilweise habe ich in den letzten Monaten Fotos für die Bestimmung gemacht, mich aber im Wesentlichen darauf konzentriert, handwerklich besser zu werden und vor allem: Richtig dicht ranzukommen. Mit dem Zangenblitz und immer hart an der Nahabstandsgrenze. Erstaunlicherweise geht das bei fast allen Insekten – wenn man sich entsprechend verhält! Es braucht echten Respekt, Geduld, Sensibilität für die Lebewesen, die wir ablichten wollen Aber das hatten wir ja schon…  

Wenn du schreibst, ich sei oft recht nah dran (du seist weniger mutig), dann stimmt das und auch wieder nicht. Es ist zwar von Vorteil, die sehr nahe Nahaufnahme halbwegs zu beherrschen gelernt zu haben, aber meine Bilder sind dadurch nicht unbedingt besser geworden. Ich muss mich jetzt von dieser fast schon Besessenheit zur maximalen Nähe wieder zu befreien und lernen, dem Gesamtbild mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Von daher bist du nicht weniger mutig, sondern schon einen Schritt weiter! Ich werde nächstes Jahr bei den Sandwespen deinen Tipp beachten und es mal mit mehr Abstand und offenerer Blende probieren. Vielleicht klappt es dann ja besser.

Und als Ergänzung: Inhaltlich habe ich dieses Jahr die Vorstellung entwickelt, Insekten nicht nur schön abzubilden, sondern ihr arttypisches Verhalten und vor allem ihre Interaktion untereinander und mit anderen Lebewesen auf den Sensor zu bannen. Eigentlich drei Nummern zu groß für mich, aber egal: Das Leben ist kurz und ein Mann ohne Ziel ist wie ein Pfeil ohne Spitze!

In diesem Sinne beste Grüße aus Oldenburg

Ingo

PS: Vielleicht hast du das Glück, dass in deinem Prachtlibellenrevier Gelbe Teichrosen oder andere blühende Wasserpflanzen wachsen. Die Männchen nutzen diese oft als (fotogenen) Ansitz für die Jagd und warten dort auch darauf, ob ein paarungswilliges bzw. -fähiges Weibchen vorbeikommt. Dort werden sie oft von anderen Männchen angeflogen, die sie vertreiben oder ein wenig mit ihnen kämpfen wollen. Meist fliegen sie dann kurz auf, um wenig später wieder zu landen (häufige Wiederholung = viele Gelegenheiten für dich). Und bei der Landung fliegen sie den Ansitz in der Regel gegen den Wind an. Mit anderen Worten: Wenn du solch eine Stelle kennst, kannst du dir vorher in Ruhe überlegen, von wo aus und mit welchem Hintergrund du die Libelle beim Anflug ablichten willst. Dann wartest du auf einen Tag, an dem Windrichtung und Licht passen und fertig ist das 1A- Flug-Foto! Also eigentlich ganz einfach - zumindest theoretisch 😉.  

Profile picture for user Rob
Makronist

Hallo Ingo,

danke für deine Antwort! Bestimmung und Kennenlernen von Pflanzen und Tieren ist wirklich ein schöner Zeitgenuss! Da möchte ich gern auch noch mehr voran kommen. Alleine ist das manchmal schwer ... wie schön, dass ihr beide das teilen könnt! Schon wahnsinn, wie viele "Dinge" dann vor einem auftauchen, die man nie davor gesehen hat. Nur was man kennt, kann man schätzen (lernen).

Bin gespannt was die Gartengestaltung bei euch noch zum Vorschein bringt. Vielleicht stellst du ja mal ein Zusatzbild ein und schraubst dafür auch mal eine kürzere Brennweite drauf ;-)

Also ich finds cool, dass du näher ran gehst...schließlich machen wir hier ja eigentlich Makrofotografie. Ich bin eher im Grenzbereich unterwegs. Ich teile deine Sicht, dass die meisten Insekten Nähe schon tolerieren, wenn man weis wie ;-). Um ein sitzendes Tier abzulichten ist das in meinen Augen schon der bessere und mutigere Weg. Mehr Details, mehr Zauber! Flugaufnahmen sind einfach ein spezielles Thema und da ich meist so viel Licht brauche, bleibt mit nichts anderes übrig, als weiter weg zu bleiben, um dadurch mehr Tiefenschärfe (auch bei offener Blende) zu erhalten.

Wie du weist teile ich deine Begeisterung für hohe Ziele. Das treibt an ... kann aber unter Umständen auch mal demotivierend sein. Bei uns habe ich aber nicht den Eindruck, dass die Anziehung abnehmen könnte. Defintitiv fortgeschrittene Makronitis ;-) womöglich bis zu den ewigen Motiv-Jagdgründen :-).

Vielen Dank für den Tipp zu den Prachtlibellen. So eine Situation ist mir nicht unter gekommen aber ich werde im nächsten Jahr die Augen nach den gelben Teichrosen offen halten.

Bis bald mein Freund!

Rob

 

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