Neuen Kommentar hinzufügen

Profile picture for user Roland

ADMIN

Objektive und subjektive Parameter der Bildwahrnehmung

Hallo alle zusammen,

nun sind hier eine Menge Einschätzungen zu den beiden Hortensien-Fotos eingegangen. Sie zeigen, wie unterschiedlich ein Foto wahrgenommen werden kann. Dies belegt: Wahrnehmung ist sehr subjektiv.

In dieser Tatsache liegt eine interessante Gegebenheit der Bildbewertung begründet. Während einerseits eine starke subjektive Komponente der Wahrnehmung existiert, gibt es andererseits Regeln der Bildgestaltung, die mehr oder weniger objektive Gültigkeit haben. Bildgestaltungen beispielsweise entsprechend der Drittel-Regel oder des Goldenen Schnitts wirken für die meisten Betrachter harmonisch, was ihre prinzipielle Gültigkeit festlegt (natürlich gibt es hierzu viele Ausnahmen).
Zusätzlich greift die individuelle, subjektive Wahrnehmung eines jeden Bildbetrachters, die bestimmt wird beispielsweise durch eigen Erfahrungen/Erlebnisse, (temporäre) Stimmungen oder Erwartungen. Beide Punkte zusammen führen schließlich zu einer Wirkung des Fotos auf den Bildbetrachter – und in deren Folge zu einer Bewertung.

Genau dieser Prozess wird durch die vielen teils unterschiedlichen Wahrnehmungen zu den Hortensienfotos verdeutlicht. Die Assoziationen gehen von "Trauerbild" über "irgendwie langweilig" und "gedrücktem Aussehen der Blüte" bis hin zu "Widerspruch in der Bildaussage".

So unterschiedlich die Wahrnehmungen sind, oben drüber steht: Keiner hat Unrecht! –  bzw. alle haben (für sich) Recht. Genau hierin finden wir die Subjektivität der Wahrnehmung.

Jeder der Betrachter hat sich intensiv mit den beiden Fotos beschäftigt. Und keiner ist zu dem Ergebnis gekommen, dass diese Fotos einfach nur schlecht sind. Und auch hierfür gibt es einen Grund, nämlich die Beachtung und Umsetzung von klassischen Bildgestaltungsregeln – also der objektiven Komponente. Beide Fotos verfügen über einen simplen, aber wirkungsvollen, harmonischen Bildaufbau: Das Hauptmotiv ist jeweils auf einer Drittellinie platziert, bei Bild eins zusätzlich mit dem "Blick ins Bild".
Auch sind beide Fotos technisch fehlerfrei umgesetzt. So passen beispielsweise Belichtung und Schärfefestlegung. Auch diese Punkte haben eine gewisse objektive Gültigkeit.

Lägen bei den objektiven Parametern "Fehler" vor, würden diese den Bildbetrachtern auffallen (vielleicht auch nur bei ihnen "wirken") – spätestens nach längerer Bildbetrachtung. Da dies aber nicht der Fall ist, konzentriert sich die Wahrnehmung ausschließlich auf die oben beschriebenen subjektiven Parameter – und deren Merkmal ist ihre grundverschiedene Gültigkeit.

Diese Bildeinstellungen verdeutlichen die Wesen der objektiven und subjektiven Parameter der Bildwahrnehmung – und, wie wichtig die Beachtung der objektiven ist! Denn nur, wenn diese Beachtung finden, ist der Raum frei für die subjektiven.

Aus diesem Grund sprechen wir hier bei Makrotreff bei den Bildbesprechungen so penetrant immer und immer wieder diese objektiven Kriterien an.

Dir, Wolfgang, vielen Dank für diese beiden äußerst interessanten Bildeinstellungen.

Allen Usern, die sich geäußert haben, vielen Dank für Eure Kommentare.

Liebe Grüße 

Roland

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich angezeigt. Deine Emailadresse ist nötig, um Dich über neue Antworten zu informieren.