Chinesische Winterblüte. Trioplan

In der Kölner Flora tut sich schon einiges. Zum ersten Mal fiel mir die chinomanthus praecox auf. Überhaupt sieht man, denke ich, beim Altglas-Hobby noch einmal viel genauer auf die Natur! 

Das Trioplan ist scharf genug, um eine Blüte genauer zu zeichnen und hat genug Unschärfe, um den Hinter- und Nebenbereich künstlerisch  zu verarbeiten. Die typischen bokeh-bubble werden durch das Fotografieren in den Busch verstärkt. Ich habe überlegt, ob ich den rauslaufenden Ast links beschneide oder mit Kopierstempel verschwinden lasse, wollte es aber am Ende nicht, weil er auch in die schöne Linie von rechts nach links passt. Also kein Beschnitt.

50mm

Zwischenring 16mm

160tel

ISO 160

EOS 5d II

Stativ

 

Kommentarbereich

Profile picture for user Kristin Schall
Erstellt von Gast (nicht überprüft) on So., 16/01/2022 - 18:53 Permalink

Hallo Wolffslicht,

das sieht sehr stimmungsvoll aus.

Ich würde links ein bisschen wegnehmen, so dass die angeschnittene Blüte verschwindet. Im gleichen Verhältnis oben und unten (nur unten rückt wahrscheinlich die Blüten zu weit an den unteren Bildrand), damit das Seitenverhältnis erhalten bleibt.

Viele Grüße vom Apfelkern

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Hallo Apfelkern,

ich freue mich über Deine / die erste Begutachtung eines meiner Fotos durch einen User/Userin. So lange bin ich ja noch nicht dabei und bislang war Rolands sehr netter Kommentar zu meinem ersten Bild die Summe der Resonanz. Selbst war ich mir unsicher, ob ich irgendetwas schreiben sollte, wie das so ist, wenn man neu ist. Aber nun ist der Bann ja gebrochen :-)

Zum Bild: Ja, das Ästchen ist auch m.E. einen Tacken zu lang. Beschneiden möchte ich es trotzdem noch nicht, weil ich noch nach kreativen Lösungen suche. Aber so soll es sein, denke ich, Anregungen hören und verarbeiten. Wie ist das eigentlich? Wenn ich auf eine Lösung komme, stelle ich dann dieses "neue" Bild wieder zur Diskussion oder wie läuft das bei Euch ab?

Herzliche Grüße und gute Woche

wolffslicht

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ADMIN

Hallo wolffslicht,

das Frühjahr räkelt sich bereits ein wenig :-). Die ersten Vorboten tauchen auf.

Die Beobachtung, dass Fotografie die Außen-Wahrnehmung schärft, machen viele Fotografen. Und dass die Fotografie mit alten Objektiven zusätzlich wie ein Katalysator wirkt, liegt daran, dass man nochmals genauer hinsehen muss. Das verändert sehr viel in der Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt.

Zum Foto. Ich spreche zwei Aspekte konkret an:

Belichtung

Das Bild ist sehr hell. Dadurch ist es zwar freundlich – was wiederum zur "Frühlings-Aussage" passt. Dennoch ist es etwas zu hell. Insbesondere in Verbindung mit den relativ geringen Kontrasten und der Neigung des Trioplans, eben vor allem bei geringen Kontrasten zusätzlich auch kontrastarm abzubilden, sind Überbelichtungen mit Vorsicht zu genießen; sie wirken dann sehr schnell flau und zu hell.

LÖSUNG

Die Belichtung kann problemlos über die Bildnachbearbeitung etwas zurückgenommen werden. Etwa eine halbe Blende sollte reichen. Zusätzlich sollten die Kontraste etwas angehoben werden.

Schärfe

Die Punktschärfe liegt auf der Blüte rechts neben der Bildmitte. Somit ist diese klar als Hauptmotiv festgelegt. Sämtliche übrigen Blüten auf diesem Ast sind mehr oder weniger unscharf – und zwar leicht unscharf. Genau darin liegt ein Problem. Warum?
Ein starkes Lenkungsmittel des Fotografen für den Betrachterblick ist die Positionierung des Schärfepunkts. Das Betrachterauge sucht in der Regel automatisch nach Schärfe – und wird dadurch sofort gelenkt. Findet er den Schärfepunkt rasch, fühlt er sich geankert. Von diesem Orientierungspunkt aus lässt er nun schweifend seine Augen über die übrigen Bildflächen gleiten.

Das setzt voraus, dass er relativ schnell diesen Schärfepunkt findet. Ist der aber umgeben von "Fast-Schärfepunkten" – also Bildbereichen, die ihm in Sachen Schärfe (und gegebenenfalls zusätzlich sogar auch noch bezüglich ihrer Struktur, so wie in diesem Bild hier) –, wird der Bildbetrachter verunsichert. Sein Auge sucht ein wenig umher, um letztendlich festzustellen, dass es doch "nur" die eine Blüte ist, die scharf ist und die ihm der Makronist anscheinend bevorzugt zeigen möchte.
[Anmerkung: Ich beschreibe das hier des Verständnisses wegen etwas überdeutlich. Diese Vorgänge laufen in Echtzeit innerhalb sehr kurzer Zeit und meist unbewusst statt. Aber sie haben großen Anteil daran, ob letztendlich einen Betrachter ein Bild anspricht oder nicht.]

Also: Salopp formuliert ist hier der Unterschied zwischen der Schärfe und Struktur der Hauptmotivblüte zu den übrigen Blüten zu gering.

LÖSUNG

Es gibt zwei mögliche Lösungen:

1. Alle Blüten kommen in die schmale Schärfeebene, sodass sie auch alle Hauptmotiv sind.

2. DIE eine Hauptmotivblüte wird stärker aus ihrer Umgebung heraus isoliert, sodass der Bildbetrachter schneller eine klare Orientierung erhält.
Dies erreichst Du in dem Fall des Bildbeispiels oben, indem Du näher an die Hauptmotivblüte herangehst – also den Abbildungsmaßstab etwas erhöhst. Das Ergebnis: Die Hauptmotivblüte wird größer, die übrigen Blüten werden unschärfer.

Das "Problem" dabei ist, dass dadurch gleichzeitig auch der Hintergrund mehr beruhigt wird. Und nun muss man insbesondere bei der Vintage-Fotografie immer im Einzelfall abwägen, ob da noch genügend "Mal-Charakter" vorhanden ist, oder ob dann eine moderne Optik die bessere Wahl für dieses Motiv wäre. Aber gerade das Trioplan 2.8/100mm kann auch sehr gut mit ruhigen Hintergründen umgehen und ihnen einen zauberhaften Charme verleihen, der den Einsatz dieses tollen Objektivs rechtfertigt.

Sonstiges

Zu Deiner Frage zum wiederholten Einstellen eines Fotos nach weiteren Eingriffen. Das kannst Du machen, musst es aber nicht. Unsere Intention hier bei Makrotreff liegt deutlich darin, den Makronisten Hilfestellungen zur Verbesserung ihrer Fotos zu geben. Sind diese Hilfestellungen bei ihm angekommen, reicht das in der Regel aus. Da wir weniger eine Präsentationsplattform sind, müssen also die Fotos nach der Umsetzung der Vorschläge nicht nochmals eingestellt werden; die Info ist ja trotzdem beim Makronisten angekommen.
Bestehen allerdings weitere Fragen, kann eine erneute Einstellung durchaus sinnvoll sein – dann in der Regel in den Kommentarbereich unterhalb der jeweiligen "Ersteinstellung". Das muss dann also der User selbst entscheiden.

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht" 

Roland

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Hallo Roland,

ich merke schon, ich fühle mich hier gut aufgehoben. Danke für Deine Anmerkungen zum Bild und Hinweise zur Verbesserung. Ich habe sie gleich umgesetzt. Habe eine größere Hell zu Dunkel verteilung zur Hauptmotivblüte und dem HG vorgenommen. Und habe außerdem, -Anregung vom Apfelkern- mich um den Ast und die angeschnittene Blüte gekümmert. Das ging durch Objektivkorrektur in PS, indem ich das Bild soweit links gedreht habe, bis die Blüte weg war. Der Rest war Stemplesache. Sieht vernünftig aus, glaube ich.

Kleine Frage zwischendurch an den Biologen. Ich möchte im Sommer gerne Mantis fotografieren. Dabei könnte ich am Kaiserstuhl vorbeikommen, aber auf jeden Fall werde ich in Italien, Toskana und Umbrien sein. Habe ich da gute Chancen, etwas zu finden?

Herzlichen Dank für den Kommentar und eine gute Woche

wolffslicht

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ADMIN

Hallo wolffslicht,

ich hatte versäumt, auf Deine Mantis-Frage zu antworten. As hole ich nun nach.

In den südlichen Ländern hast Du die größten Chancen, auf Mantis zu treffen; wichtig ist, dass Du die "richtigen" Lebensräume aufsuchst. Auch am Kaiserstuhl besteht die Möglichkeit, auf Mantis zu treffen. Aber da gehört auch ein wenig Glück dazu – insbesondere im Sommer oder sogar Frühsommer. Denn generell gilt: Je später im Sommer sowie im Frühherbst wird die Sichtigkeit dieser Fangschrecken am höchsten. Das liegt daran, dass sie dann ausgewachsen sind und somit am größten und mobilsten sind. Im (Früh-)Sommer sind deren Nymphen unterwegs; die leben etwas ruhiger und verborgener.

Liebe Grüße

Roland  

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Hallo Wolffslicht,

es freut mich, dass Dir mein Kommentar weitergeholfen hat. Es gibt ja keinen Zwang, Anregungen umzusetzen, zumal jede/r persönliche Vorlieben hat. Du musst gar keine Scheu haben, selbst etwas zu schreiben. Nur so können wir alle etwas dazulernen. Zu Deiner Frage, ob Du die bearbeitete Version wieder einstellst, hat Roland Dir schon geantwortet.

Viel Freude weiterhin beim Entdecken der Oldies und auch Dir eine gute Woche!

Der Apfelkern

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Hallo Wolffslicht,

eine schöne freundliche Frühlingsaufnahme, die mir richtig gut gefällt. Ich hätte nur oben etwas abgedunkelt. 
Liebe Grüße 

Sonja

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Hallo Sonja,

danke für Deinen Kommentar, das freut mich. In der Tat haben Apfelkern und Roland ja auch schon die Möglichkeiten der Verbesserung angesprochen und die Wirkung bei meiner Navchbearbeitung ist deutlich erkennbar. Ich hatte sie aber nicht hier eingestellt, um die Sache nicht zu fluten.

Lieben Dank und schöne Grüße

wolffslicht

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