Emma & Friends

Einen Abend lang habe ich "Emma" (lampyris noctiluca (w)) genauer beobachtet. 20:00Uhr: Pünktlich kommt sie an der bekannten Stelle hervorgekrochen, und schaltet das Licht ein. Dann: lange passiert gar nichts. Viele hell erleuchtete Männchen des kleinen Glühwürmchens (Lamprohiza splendidula) schweben lautlos vorbei, und lassen Emma "links liegen". Dann passiert es: ein winziger Lichtpunkt "fällt vom Himmel" ins Gras, ca. 20 cm von Emma entfernt. Dann noch einer, der trifft besser, ca. 5cm Abstand, und noch einer, fast passgenau. Beim Erblicken von Emma kommen die Männchen in den Kamikaze-Modus. Dann bewegen sich diese Lichtpunkte langsam auf Emma zu (Gesamtaufnahmezeit ca. 35min), und schwirren irgendwann auch wieder ab. Offensichtlich hat es in keinem Fall geklappt - denn bei und nach erfolgter Begattung würde das Licht ausgeschaltet werden - für immer. Für Emma käme dann nur noch die Eiablage. Stattdessen habe ich sie gestern Abend - trotz Temperatureinbruch - wieder auf Freiersuche leuchten sehen.  

Das Bild hat mich einiges an Kopfzerbrechen gekostet: Die männlichen Leuchtkäfer von lampyris noctiluca leuchten nur sehr schwach (im Netz steht häufig: sie leuchten gar nicht. Dies ist jedoch nicht richtig. Richtig ist: sie haben keine extra ausgebildeten Leuchtorgane (wie z.B. die Weibchen bzw. die männlichen kleinen Leuchtkäfer), aber sie haben die Leuchtpunkte aus der Larvalen Phase übernommen. Schließlich leuchten sogar die Eier schon (sehr) schwach. Also: f/1.4 und ISO 10000 (!), 1/20s und "Dauerfeuer". Beim zusammenfügen der Bilder ergab sich zunächst ein extremes Moiré-Muster, das ich erst nach Denoising im RAW-Modus VOR dem Zusammenfügen der Bilder in den Griff kriegen konnte.

Das "zielgenaue fallen lassen" der Männchen ist überall im Netz beschrieben, Foto- oder Filmdokumente dazu konnte ich jedoch keine finden.

Kommentarbereich

Profile picture for user Ingo Heymer
Makronist

Hallo Uli,

danke für die spannende Beschreibung deiner Beobachtungen! Und was den fotografischen Teil angeht: Ich bewundere, wie systematisch und ausdauernd du versuchst, unmöglich erscheinende Problemstellungen zu bewältigen. Toller Beitrag!

Ingo 

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