Drüsentragendes Springkraut

Hallo Lutz,

dein Springkraut Foto gefällt mir sehr gut, allerdings würde ich das eher zum Blog neue Vintage Galerie einbringen, mit dem Primoplan hast du ja ein Altglas und dafür passt es prima dorthin.

Viele Grüße Sigi

Hallo Lutz,

herzlich willkommen bei Makrotreff!

Zur Biologie:

Das Drüsentragende oder Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) ist ein wunderbares Fotomotiv und eine genauso wunderbare Erscheinung in unserer Landschaft. Es ist ein klassischer Einwanderer, Biologen nennen solche Pflanzen Neophyten. Das Springkraut stammt aus Japan, fühlt sich bei uns pudelwohl und breitet sich massiv in vielen Teilen unserer Landschaft aus, sehr gerne entlang von Flüssen, aber auch bereits in Wäldern, wo Du es fotografiert hast.
Über diese Einwanderer entbrennt immer wieder eine leidenschaftliche Diskussion, weil sie heimische Pflanzen verdrängen. In der Regel finden sie in ihrer neuen Heimat keine Feinde bzw. Gegenspieler (die konnten sich ja nicht mit ihnen zusammen über Jahrtausende entwickeln!). Deshalb sind ihrer Ausbreitung kaum Grenzen gesetzt. Seit Jahren streiten sich Fachleute darüber, wie man mit solchen Einwanderern umgehen sollte. Nun, diese Diskussionen wollen wir hier nicht führen... :-).

Zum Foto:

Du hast die Blüte des Springkrauts sehr schön in einen Lichtkreis des Bokehs gesetzt. Das sieht wunderbar aus. Zwei Dinge möchte ich näher ansprechen:

Licht

Bei der Fotografie im Allgemeinen und bei der Vintage-Fotografie im Besonderen ist es sehr reizvoll, mit Licht zu arbeiten. Du hast hier das Morgenlicht der ersten Sonnenstrahlen in Form von attraktiven Lichtkreisen eingefangen, klassische Lichtkreise für das Primoplan bei Offenblende. Sie sind vorrangig verantwortlich für das attraktive Licht-Bokeh.

Die Blüte hingegen ist im Schatten. Du hast sie zwar vor einen Lichtkreis platziert, sie selbst jedoch wird von keinem Licht zusätzlich zum Schattenlicht aufgehellt. Damit wirkt sie etwas düster, insbesondere zusammen mit ihrem Stiel, der Fruchtkörper trägt.

Diese düstere Wirkung wird vom Prioplan unterstützt. Die alten Linsen zeichnen sich durch recht schwache Kontraste insbesondere bei Offenblende aus. Kommt diese Eigenschaft mit ungünstigen Lichtverhältnissen zusammen, säuft ein Bild schnell ab.

LÖSUNG:
Es ist wichtig, mit solchen Objektiven stets die Lichtverhältnisse im Auge zu behalten. Insbesondere bei hellem Hintergrund (wie hier der Fall durch die Lichtpunkte) sollte das Hauptmotiv unbedingt zur Geltung kommen – entweder dadurch, dass es auch zumindest ein wenig Licht zum Beispiel durch einen streifenden Sonnenstrahl mit abbekommt, oder durch eine nachträgliche Aufhellung durch die Bildbearbeitung. Hierfür müssen aber bereits bei der Erstellung des Fotos sehr günstige Voraussetzungen vorhanden sein (Schärfe, Kontrast und weitere), ansonsten funktioniert das nicht zufriedenstellend mit der nachträglichen Aufhellung.

Bildaufteilung

Das Hauptmotiv, die Blüte, befindet sich exakt in der Bildmitte. Dies entspricht einer weniger spannenden Bildaufteilung, insbesondere wenn sie an ihrem Stiel waagerecht seitlich aus dem Bildrand wächst.

LÖSUNG:
Waagerechte Linien sind bei ins Bild hineinragenden Pflanzen häufig ungünstig, weil statisch. Hier bringen Diagonalen deutlich mehr Spannung, bestenfalls noch unterstützt durch eine Positionierung des Hauptmotivs auf eine Drittellinie oder in den Goldenen Schnitt.

Zur Verdeutlichung beider angesprochener Aspekte hänge ich Dir ein Bild von der gleichen Pflanze an. Beachte insbesondere die genannten Punkte: Licht in der Blüte und Bildaufteilung. Vergleiche die Bilder insbesondere in Hinblick auf ihre Wirkung auf Dich. Frage Dich, woher die Unterschiede in der Wirkung kommen.

Dennoch, was bleibt ist das Einfangen einer wunderbaren Morgenstimmung in Deinem Foto!

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht",

Roland