Fliege mit Wassertropfen

Stack einer Fliege aus 160 Aufnahmen. Dabei wurde ein einfacher Makroschlitten mit Schrittmotor verwendet. Die höchste erreichbar Auflösung sind 800 Schritte/mm (ein Schritt = 0,00125mm). Die Ansteuerung erfolgt mit einer selbst entwickelten Elektronik auf Basis des ESP32, die ich auch für Tropfen- und Highspeedfotografie verwende. Hier sind die Exif-Daten für diese Aufnahme:

  • Sony ILCE-7RM3
  • LAOWA 25mm f/2,8
  • 5.6
  • 1/40st
  • 800
  • DIY-Lichtzelt mit LED's aus dem 3D-Drucker

Kommentarbereich

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Makronist

Hallo Lightp, ich freue mich über einen neuen "Hochvergrößerungs-Stacker" - Kollegen bei Makro-Treff. Du hast 2 Fliegen Bilder mit ABM ca. 3-5:1 hier eingestellt. Ein paar Gedanken dazu.

1. Technik: Beide Stacks sind technisch einwandfrei, d. h. keine fehlenden Schärfeebenen, keine Überstrahlungen etc. Dein Lichtzelt-Diffusor zeigt hier, was es kann. Was aber trotzdem unvermeidlich ist, sind Stackung-Artefakte, z.B. Halos an den Borsten an der Stirn der Fliege (beim 1. Bild). Hintergrund sind hier die Facetten des rechten Auges, da wirkt es besonders störend. Des weiteren gibt es teilweise durchsichtige Borsten- auch das ist kaum vermeidbar. Lösungsweg ist (leider) nur zeitaufwändige Retusche. Die etwas leichter geht, wenn man vorher den Stack in einzelne Teilstacks (z.B. 10*16) unterteilt hat (sog. "slabing"). Der Meister dieser Retusche-Techniken ist Kurt Wirz   (bzw. auf dessen Homepage). Auf der Plattform Fotostacking-Forum kann man auch Vorher-> Nachher Bilder von Kurt Wirz finden. Gewaltige Verbesserungen, aber Warnung: Man kann viel Zeit versenken!

2. Präparat: Es lässt sich fast nie vermeiden, dass kleine Partikel (Staub, "Biomüll" etc.) auf den kleinen Objekten sich breit macht. Dies ist vor allem bei Bild 2 auffällig. Mit etwas Übung und z.B. PS lassen sich die schnell wegputzen - das liefert oft eine erstaunliche Verbesserung des Gesamteindrucks (weg vom "Totes-Tier-Image")

3. Licht: Farbtemperatur: Bei Bild 1 ist diese zu warm, Bild 2 ist neutral. Bei solchen Ultra-Makros führt eine eher kühlere Farbtemperatur nach meiner Meinung zu brillanteren Ergebnissen - ist aber Geschmackssache. Nochmal zu Licht: Schön finde ich eine gewisse Gegenlicht-Komponente, die hier die Härchen am Rüssel von hinten zum leuchten bringt. Bei Bild 1 geht damit allerdings eine leichte Überstrahlung daher ("Haut" unten am rechten Auge). Zudem sind dadurch einige Bereiche (rechts hinter dem Kopf bei Bild 1. zu dunkel). Wenn du in RAW gearbeitet hast, lässt sich da sicher nachträglich noch was machen.

4. Und jetzt noch ein paar sehr subjektive Dinge, bei denen man (sehr) unterschiedlicher Meinung sein kann:

  a) "Rahmen": Deine Fliegen haben kaum "Luft" um sich herum, der Rüssel stößt fast an am unteren Bildrand an. Auch dieser Rahmen ließe sich nachträglich noch etwas erweitern (mit PS).

 b) Am rechten Bildrand befindet sich der (vergleichsweise) helle Flügel, er öffnet somit das Bild nach rechts, der Betrachter findet nicht mehr zurück.

c) Die Perspektive (seitlich eher unten) ist interessant, wobei mir hier Bild 1 besser gefällt, da die Fliege in Richtung des  Betrachters blickt, so dass evtl. eine "Kommunikation" mit dem Betrachter über die Augen möglich wird. Bild 2 wirkt in dieser Beziehung eher sachlich, biologisch dokumentierend. Dafür ist natürlich die Idee mit den Zusatz-Linsen durch die Wassertropfen spannend.

So, jetzt habe ich genug geschrieben, fasse es bitte nicht als Kritik auf, beide Bilder sind nämlich insgesamt gesehen sehr gut gelungen (auch die grüne Farbe des Chitin-Panzers (Goldfliege?) macht sich Spitze!

Vor einiger Zeit habe ich schon mal ein paar Gedanken zur Hintergrund-Gestaltung bei diesen Extremmakros in der Diskussion hinterlassen, falls es dich interessiert, kannst du es  nachlesen. 

Deine Meinung zu alledem würde mich sehr interessieren,

Viele Grüße

Uli

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Makronist

Hallo Uli,

vielen Dank für die ausführliche Analyse. Am Thema Biomüll bin ich dran, da wird sich was ändern auch ohne PS. Die Geschichte mit der Aufteilung in Teilstacks ist nicht schlecht, jedoch könnte man wahrscheinlich auch mit Ebenmasken arbeiten. Dazu muss ich einmal das Anleitungshandbauch befragen. Im Hinblick auf den Rahmen - ja den kann man ein klein wenig größer machen, jedoch sollte man auch bedenken, dass dann der untere Teil der Mücke im Randbereich bleiben muss. D.h. man muss sie etwas im Uhrzeigersinnvdrehen und die Aufnahme dann wieder zurechtschneiden.

Effekte von sich kreuzenden Haaren und dergl. hat man immer. Die Güte ist da sehr stark abhängig vom Programm. Tja Stacking ist halt eben nicht nur Elektronik einstellen und dann los. Aber ich bin ja auch hier um den Austausch mit Gleichgesinnten zu suchen und die Stack successive zu verbessern.

VG
Reinhold

 

 

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