Krokus

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ADMIN

Hallo sunny54,

Sonne, Farben, Blüten – es wird allmählich Frühling. Und all das hast Du in diesem Foto vereint. Ich möchte bei diesem Bild einen Hauptpunkt ansprechen:

Licht

Das erste, was beim Betrachten des Fotos regelrecht ins Auge schießt, ist das (Sonnen-)Licht. Es ist so präsent, dass es den Bildbetrachter fast erschlägt. Und genau hierin liegt ein Problem. Das Sonnenlicht bringt eine enorme Unruhe ins Bild. Der Bildbetrachter kann sich kaum in Ruhe auf einzelne Bildbestandteile konzentrieren, auch nicht auf das Hauptmotiv. Hier liegt zwar die Schärfe, aber die Licht-Schattenbereiche des Hintergrunds lenken das Betrachterauge immer wieder weg vom Hauptmotiv.

LÖSUNG:
Ganz im Vordergrund steht die Bildberuhigung. Dies gilt bei fast allen Motiven in der Makrofotografie – auch bei der klassischen mit modernen Objektiven. Ein Makrobild sollte so stark beruhigt sein, dass sich ein Bildbetrachter schnell orientieren kann. Er bekommt auf Makrofotos etwas geboten, das er in der Regel so nicht sieht. Starke Vergrößerungen und außergewöhnliche Perspektiven lassen ihn in eine neue Welt eintauchen. Deshalb ist es für ihn wichtig, sich möglichst rasch orientieren zu können. Was ist das Hauptmotiv? Hebt es sich deutlich ab vom Rest des Bildes? Dienen die Unschärfen (z.B. im Bokeh) dem Hauptmotiv? Unterstützen sie dessen Aussage? Verschaffen sie also dem Hauptmotiv eine entsprechende Bühne?

Bei Deinem Krokusbild ist diese Bühne zu stark. Die beiden sonnenbeschienenen Krokusstiele im Bildhintergrund rechts oben beispielsweise ziehen den Betrachterblick immer wieder vom Hauptmotiv weg zu sich hin – und lenken damit stark ab. Das gleiche gilt für den hellen Stiel des unscharfen Krokusses links hinter dem Hauptmotiv-Krokus.

Eine derart starke Unruhe entsteht schnell, wenn sowohl Hauptmotiv als auch Hintergrund von der Sonne beschienen werden. Dies ist oft schon bei der klassischen Makrofotografie mit modernen Objektiven ein Problem. Bei einem Objektiv wie dem Olympus 1.2/55mm verschärft sich das nochmals. Viele Vintage-Objektive gehen mit Licht extrem sensibel um. Vor allem lichtstarke, alte Gläser verstärken es oft regelrecht; das trifft auch für das Olympus zu. Versuche, mit diesem Licht zu experimentieren. Mache Fotos, bei denen das Hauptmotiv beschienen sind, die Hintergrundstrukturen hingegen im Schatten liegen – und umgekehrt. Dann vergleiche die Fotos, immer vor der Zielsetzung, das Bild nicht zu "wild" werden zu lassen und dem Hauptdarsteller nicht seine Bühne zu stehlen :-).

Wenn Du so vorgehst, wirst Du schnell die enormen Möglichkeiten der Fotografie mit alten Objektiven kennen- und einschätzen lernen.

Übrigens: Wunderschön ist der Bokehbereich links oberhalb der Hautpmotivblüte. Dort befindet sich in wunderbar zarten Strukturen eine Hintergrundblüte. Phantastisch!

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht" 

Roland

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