Neuen Kommentar hinzufügen

Profile picture for user Roland

ADMIN

Hallo Erich,

Glückwunsch zu Deinem Neuzugang :-).

Du präsentierst hier Fotos, die recht deutlich die Abbildungscharakteristik des Leitz Hektor 2.5/85mm zeigen . Zunächst ein paar Sätze zu diesem Objektiv.

Das Leitz Hektor 2.5/85mm ist ein Projektionsobjektiv, das zu seiner Zeit bereits sehr gut korrigiert war; es war bekannt für seine Schärfe und seine, ich nenne es mal "beruhigende Unschärfeauflösung". Es war und ist halt ein "typisches" Leitz mit eigentlich recht guten Parametern :-).

Dies zeigt sich auch, wenn man es als Fotoobjektiv einsetzt. Die Schärfe ist, insbesondere bis zu den Bildrändern hin, solide, was auch sehr schön Dein zweites Bild oben zeigt. Und die Unschärfen werden recht ruhig wiedergegeben, nicht cremig, aber auch nicht strukturiert; das Objektiv neigt zu einem nur schwachen Rendering. Das sind alles Punkte, die eigentlich für ein gut korrigiertes Objektiv sprechen. Beim Malen mit der Kamera wirkt das dann eher etwas unspektakulärer. "Wilde Pinsel" entstehen meist infolge von mangelnder Korrektur bzw. sogar ausgeprägteren Objektivfehlern oder aus ganz speziellen, individuellen Charakteristiken des jeweiligen Objektivs. Beides liegt beim Leitz Hektor 2.5/85mm nicht vor.

Hinzu kommt die relativ geringe Lichtstärke von 2.8 bei 85mm Brennweite. Sie führt dazu, dass Hintergrundstrukturen (je nach Ausgangssituation) eher weniger stark aufgelöst werden. Da das Hektor über eine weniger markige Unschärfedarstellung verfügt, entsprechen die Ergebnisse dann schnell so einer Art Übergangsbereich zwischen alten und modernen Objektiven.

Klar, es muss nicht immer der "wilde Pinsel" oder die markige Darstellungscharakteristik sein. Aber das Malen mit der Kamera wird leichter, wenn sich die Unterschiede zur Abbildungscharakteristik gegenüber modernen Objektiven deutlicher zeigt. Ansonsten ist man schnell bei der Frage, ob man nicht besser ein modernes Objektiv eingesetzt hätte.

Ein guter Vergleich ist hier das Trioplan 2.8/100mm. Bei vergleichbaren Daten bildet das Trioplan deutlich markiger, deutlich individueller ab als das Leitz Hektor 2.5/85mm. Das Hektor ist zwar etwas brillanter (wieder ein Merkmal moderner Objektive – grins), dafür spielt aber beim Trioplan auch mal schnell die Musik eines Groß-Orchesters in den Unschärfen – einfach so, einfach aus der Charakteristik des Trioplans heraus. Das macht das Malen mit der Kamera leichter.

Das alles heißt nun nicht, dass das Leitz Hektor 2.5/85mm nicht oder nur eingeschränkt für die Vintage-Makrofotografie geeignet ist. Vielmehr musst du erforschen, bei welchen Voraussetzungen dieses Objektiv SEINE Charakteristik beim Malen zeigt. Das ist nicht ganz einfach.
Mein Tipp: Vordere es mal so richtig raus! Setzte es in Extremsituationen ein – sowohl bei starken Spitzlichtern im Hintergrund (stärkeres Gegenlicht), gegebenenfalls bei gleichzeitiger Schattensituation beim Hauptmotiv, als auch bei extrem homogenen Lichtverhältnissen, beispielsweise zu Beginn der Dämmerung, wenn kaum noch Licht vorhanden ist. Schaue, wie es sich in solchen Situationen verhält, wie es mit solchen Lichtern umgeht. Achte dabei immer darauf, dass Hintergrundunschärfen weder zu stark noch zu schach aufgelöst werden (unter anderem eine Frage der Abstände!). Denn beides führt bei diesem Objektiv schnell zu der Feststellung, dass es bei der jeweils gegebenen Ausgangslage vielleicht besser gewesen wäre, zu einem modernen Objektiv zu greifen.

Ich wünsche Dir viel Spaß beim Experimentieren!

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht" 

Roland

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich angezeigt. Deine Emailadresse ist nötig, um Dich über neue Antworten zu informieren.