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ADMIN

Hallo Susanne,

prima, nun gehe ich gerne in die Details.

Perspektive

Die Aufnahmeperspektive ist sehr niedrig gewählt. Dies schafft eine große Nähe vom Betrachter zum Motiv; der Betrachter fühlt sich, als ob er zwischen den Pilzen liegen würde, ja fast ein Teil davon wäre. Das ist eine sehr intensive, tolle Wirkung.

Schärfe

Die Schärfe der offenen Blende 2.8 liegt exakt und korrekt auf dem Hauptmotiv-Helmling im linken Bilddrittel. Passt also...

Motivumsetzung / Bildaussage

Du hast als Hauptmotiv den bereits angesprochenen Helmling im linken Bilddrittel gewählt. Auf ihm liegt die Schärfe, auf ihn schaut der Betrachter.
In seinem unmittelbaren Umfeld befinden sich drei weitere Helmlinge – außerhalb der Schärfeebene und damit unscharf. Das ist gut soweit, allerdings sind sie so nahe am Hauptmotiv-Helmling (ich nenne den ab jetzt mal etwas kürzer Helmling 1), dass sie immer noch einen recht großen Teil Schärfe mit abgekommen. Dies hat zur Folge, dass sich der Helmling 1 wenig deutlich von ihnen abhebt. Erst auf den zweiten Blick erkennt man ihn aufgrund der Schärfeisolation.

Ich spreche hier keinen Fehler an, sondern eine Auffälligkeit. Dieser Umstand ist also nicht generell gut oder schlecht. Hier spielt eher stark die eigene Zielsetzung der Makronistin (also von Dir) sowie die Wahrnehmung des Bildbetrachters eine Rolle.

Mir (!) ist die Isolation, die Hervorhebung des Helmlings 1 etwas zu gering. Aber wie gesagt, dies ist jetzt eine stark subjektive Wahrnehmung bzw. Aussage.

Zum weiteren kommt es aufgrund der extrem tiefen Aufnahmeperspektive zu vielen Reflex-Spiegelungen der Moossporangien. Es entstehen regelrechte Geisterbilder. Entsprechend mystisch wirkt das Foto. Dies passt jedoch zum Motiv "Helmlinge auf Waldboden". Diese Erscheinungen verstärken also die Aussage – was positiv ist. Es handelt sich hierbei um eine sehr deutliche und außergewöhnliche Verstärkung.

Zum weiteren führt die tiefe Perspektive dazu, dass der Himmel mit in den Hintergrund hinein kommt. Den dunklen Bereich im Hintergrund der Bildmitte interpretiere ich als Baum, Wurzelstock oder ähnliches. Beides gehört zum Lebensraum der Helmlinge dazu, liefert also passende Zusatzinformationen zum Hauptmotiv.
Auch hier gibt es wieder etwas Ungewöhnliches: Ein Großteil der Himmelslichter wird kreisförmig wiedergegeben – klassisch für die Offenblende des Objektivs. Es kommt also, bedingt durch die tiefe Perspektive, zu Lichtspiegelungen innerhalb des Objektivkörpers. Diese "Spielereien" sind optisch attraktiv, tragen aber zu keiner weiteren Bildaussage bei. Das müssen sie aber auch nicht :-)!

Fazit:
Du hast das Motiv Helmlinge auf Waldboden außergewöhnlich und sehr gut umgesetzt. Der Schwerpunkt bei dieser Umsetzung liegt in der emotionalen Wahrnehmung des Motivs – passend betitelt mit "Pilztraum". Dabei hast Du durch mehrere fototechnische und bildgestalterische Entscheidungen die Stimmungsparameter im Bild sehr stark betont (Perspektive, Geisterbilder, Lichtreflexe usw.).

Mein (!) einziger kleiner Einwand bezieht sich auf die relativ schwache Hervorhebung des Helmlings 1.

Also: ein sehr interessantes, gut umgesetztes Foto!

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht",

Roland

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