Bildwirkung/Beschnittregel

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Makronist

Hallo in die Runde,

vielleicht kann mir jemand von Euch helfen, meinen gedanklichen Konflikt mit der „Beschnittregel“ in unserem Forum aufzulösen. Klar, es ist sinnvoll, sich bereits bei der Aufnahme Gedanken über das Motiv und den Bildaufbau zu machen und dabei möglichst den die komplette Sensorfläche auszunutzen. Ich habe aber „lediglich“ 2 Vollformatkameras, die bei Aufnahmen im Makrobereich einen Crop-Faktor (x1,5 oder x2,0) bei kleineren Brennweiten mit geringem Mindestabstand zum Objekt nicht nutzen können oder nur dann, wenn ich die Bildfläche bereits bei Aufnahme verkleinere. Dies kommt aber einem Beschnitt gleich und ich verschenke eine zusätzliche abschließende Gestaltungsmöglichkeit. Deshalb habe ich mir vor einiger Zeit die Nikon D810 angeschafft, um noch bei sehr guter Qualität den "Nachteil" des fehlenden Crop-Faktors durch Beschnitt ausgleichen zu können. Dies nutze ich auch gerne bei der Tierfotografie im Tele-Bereich. Wenn ich mir die im doppelten Sinn traumhaften Vintage-Makro-Fotos ansehe und dabei die Bildinformationen lese, sind sie meistens in der Verbindung alter Objektive mit geringerer Brennweite aber mit „Crop-Kameras“ fotografiert. Dies hat den Vorteil des geringeren Naheinstellungsbereiches bei gleichzeitiger Verlängerung der Brennweite. Wenn ich also an meiner Vollformatkamera mit meinem älteren 85/1,4 AIS – Naheinstellgrenze 85 cm - oder 50/1,2 AIS – Naheinstellgrenze 41cm – fotografiere, um ein malerisches Bokeh bei Makroobjekten zu erreichen, muss ich zwangsläufig beschneiden. So würde ich allerdings gegen die „Beschnittregel“ verstoßen, aber einen ähnlichen Bildeindruck erreichen können. Die beiden Dateien sind Testfotos mit dem Nikon 85 AIS bei 1,4 mit und ohne Crop-Faktor. Sicher haben auch Fotografen in alter analoger Zeit im Labor mit Vergrößerungsausschnitten in gewissem Umfang  gearbeitet. Auf Eure Antworten bin ich sehr gespannt. 

Kommentare

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ADMIN

Hallo Ecki,

zwei Gedenken zu Deinem "Problem":

Crop-Faktor

Das Fotografieren mit einem Sensor mit Crop-Faktor hat nichts mit unserer Beschnittregel zu tun. Egal, ob Du mit einer Vollformatkamera auf Vollformat fotografierst oder umstellst auf APS-C – Du fotografierst mit den jeweils eingestellten Format. Bezogen auf dieses Format wählst Du Kameraeinstellungen und Bildaufteilung – vor Ort beim Fotografieren! Das Foto wird nicht nachträglich beschnitten, sondern "nur" der Sensor. Es ergibt sich damit ein "neues" unbeschnittenes Format – aber eben ein kleineres.

Beim nachträglichen Beschneiden veränderst Du die Bildkompostiion und den Abbildungsmaßstab eben nachträglich – was in der Regel zu anderen Bildergebnisssen führt. Das ist der entscheidende Unterschied.

Naheinstellgrenze

Wenn Du mit Objektiven unterhalb deren Naheinstellgrenze fotografierst, ist die fotografisch-handwerkliche Lösung nicht der anschließende Bildausschnitt, sondern die Wahl einer Auszugsverlängerung – also beispielsweise eines Zwischenrings. Dann kannst Du während des Fotografierens näher ran ans Motiv und dieses mit einem größeren Abbildungsmaßstab ablichten. Und dabei wählst Du dann die jeweils besten Einstellungsdaten und die beste Bildkomposition.

Beim obigen Bildvergleich ergäbe sich beispielsweise folgender Unterschied:

Hättest Du Dich beim Fotografieren dazu entschieden, im ungecropten Vollformat zu fotografieren, hättest Du festgestellt, dass Du mit dem 1.4/85mm-Objektiv nicht nahe genug an das eigentliche Hauptmotiv, die Biene, rankommst. Du hättest einen Zwischring eingesetzt, wärst näher an die Biene rangekommen, und das Bokeh sähe vollkommen anders aus. Das Vollformat-Ergebnis wäre also ein anderes Bild gewesen – entstanden als Folge eines anderen Fotografierens. Das sind die Auswirkungen!

Liebe Grüße

Roland

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Makronist

Hallo Roland, 

danke für Deinen schnellen Kommentar. Ja, auch ich bevorzuge eigentlich den „handwerklichen“ Weg. Deshalb habe ich Deinen Tipp, mit Zwischenringen zu arbeiten sofort (!) umgesetzt und mir welche bestellt. Die wollte ich eigentlich immer schon haben. Ich kann sie ja auch an anderen Objektiven nutzen und damit experimentieren. Den Lichtverlust gleiche ich dann über die Iso-Einstellung aus. Beim Einsatz des Telekonverters habe ich dies auch tun müssen.

Zur Bildkomposition haben wir auch keine abweichenden Ansichten. Aber klar ist, dass die Beschränkung des Bildfeldes in der Kamera auf die Mitte des Sensors erfolgt. Vorausgesetzt, ich ahme am PC exakt diesen Bildausschnitt nach, müsste das gleiche Bildergebnis dabei herauskommen. Ich werde es mal testen. Ja, es passiert dann nachträglich und insoweit ist es handwerklich nicht korrekt. In „dringenden“ Fällen ist es aber manchmal ganz schön, wenn man noch ein wenig (!) hin und herschieben kann. Besser ist auf jeden Fall zu fotografieren und nicht zunehmend am PC zu arbeiten. Die vielen Plug-Ins verleiten dazu.  

Übrigens: Ich habe Deinen Hinweis in Eurer Zeitschrift (Sonderheft) „Vintage-Makro“ aufgenommen und nutze nun die feinen Tonwertkorrekturen in DxO Color Efex. Ein toller Tipp, weil ich die Collection sowieso habe. 

LG Ecki

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ADMIN

Hallo Ecki,

"In „dringenden“ Fällen ist es aber manchmal ganz schön, wenn man noch ein wenig (!) hin und herschieben kann." – das darf und soll natürlich auch bleiben :-). Aber es sollte nicht zur Routine werden, die man ohne die Ausschöpfung anderer Möglichkeiten als erstes in Erwägung zieht. Denn damit verschenken wir einfach fotografisches Kreativpotential. Deshalb haben wir hier bei Makrotreff die Beschnittregel von 10% eingeführt. Schließlich wollen wir fotografieren lehren und lernen... :-).

Liebe Grüße

Roland

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Makronist

Hallo Roland, ja, so habe ich das auch gesehen. Diese Regel ist mit einer freiwilligen Beschränkung vergleichbar, sich auf einem Fotospaziergang nur mit einem Objektiv (vorzugsweise eine Festbrennweite, wie z. B. 50 mm) zu bewaffnen. Das fördert auch den fotografischen Blick ungemein. Also, ich freue mich bei Euch dabei zu sein. LG Ecki

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