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ADMIN

Hallo wolffslicht,

das Frühjahr räkelt sich bereits ein wenig :-). Die ersten Vorboten tauchen auf.

Die Beobachtung, dass Fotografie die Außen-Wahrnehmung schärft, machen viele Fotografen. Und dass die Fotografie mit alten Objektiven zusätzlich wie ein Katalysator wirkt, liegt daran, dass man nochmals genauer hinsehen muss. Das verändert sehr viel in der Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt.

Zum Foto. Ich spreche zwei Aspekte konkret an:

Belichtung

Das Bild ist sehr hell. Dadurch ist es zwar freundlich – was wiederum zur "Frühlings-Aussage" passt. Dennoch ist es etwas zu hell. Insbesondere in Verbindung mit den relativ geringen Kontrasten und der Neigung des Trioplans, eben vor allem bei geringen Kontrasten zusätzlich auch kontrastarm abzubilden, sind Überbelichtungen mit Vorsicht zu genießen; sie wirken dann sehr schnell flau und zu hell.

LÖSUNG

Die Belichtung kann problemlos über die Bildnachbearbeitung etwas zurückgenommen werden. Etwa eine halbe Blende sollte reichen. Zusätzlich sollten die Kontraste etwas angehoben werden.

Schärfe

Die Punktschärfe liegt auf der Blüte rechts neben der Bildmitte. Somit ist diese klar als Hauptmotiv festgelegt. Sämtliche übrigen Blüten auf diesem Ast sind mehr oder weniger unscharf – und zwar leicht unscharf. Genau darin liegt ein Problem. Warum?
Ein starkes Lenkungsmittel des Fotografen für den Betrachterblick ist die Positionierung des Schärfepunkts. Das Betrachterauge sucht in der Regel automatisch nach Schärfe – und wird dadurch sofort gelenkt. Findet er den Schärfepunkt rasch, fühlt er sich geankert. Von diesem Orientierungspunkt aus lässt er nun schweifend seine Augen über die übrigen Bildflächen gleiten.

Das setzt voraus, dass er relativ schnell diesen Schärfepunkt findet. Ist der aber umgeben von "Fast-Schärfepunkten" – also Bildbereichen, die ihm in Sachen Schärfe (und gegebenenfalls zusätzlich sogar auch noch bezüglich ihrer Struktur, so wie in diesem Bild hier) –, wird der Bildbetrachter verunsichert. Sein Auge sucht ein wenig umher, um letztendlich festzustellen, dass es doch "nur" die eine Blüte ist, die scharf ist und die ihm der Makronist anscheinend bevorzugt zeigen möchte.
[Anmerkung: Ich beschreibe das hier des Verständnisses wegen etwas überdeutlich. Diese Vorgänge laufen in Echtzeit innerhalb sehr kurzer Zeit und meist unbewusst statt. Aber sie haben großen Anteil daran, ob letztendlich einen Betrachter ein Bild anspricht oder nicht.]

Also: Salopp formuliert ist hier der Unterschied zwischen der Schärfe und Struktur der Hauptmotivblüte zu den übrigen Blüten zu gering.

LÖSUNG

Es gibt zwei mögliche Lösungen:

1. Alle Blüten kommen in die schmale Schärfeebene, sodass sie auch alle Hauptmotiv sind.

2. DIE eine Hauptmotivblüte wird stärker aus ihrer Umgebung heraus isoliert, sodass der Bildbetrachter schneller eine klare Orientierung erhält.
Dies erreichst Du in dem Fall des Bildbeispiels oben, indem Du näher an die Hauptmotivblüte herangehst – also den Abbildungsmaßstab etwas erhöhst. Das Ergebnis: Die Hauptmotivblüte wird größer, die übrigen Blüten werden unschärfer.

Das "Problem" dabei ist, dass dadurch gleichzeitig auch der Hintergrund mehr beruhigt wird. Und nun muss man insbesondere bei der Vintage-Fotografie immer im Einzelfall abwägen, ob da noch genügend "Mal-Charakter" vorhanden ist, oder ob dann eine moderne Optik die bessere Wahl für dieses Motiv wäre. Aber gerade das Trioplan 2.8/100mm kann auch sehr gut mit ruhigen Hintergründen umgehen und ihnen einen zauberhaften Charme verleihen, der den Einsatz dieses tollen Objektivs rechtfertigt.

Sonstiges

Zu Deiner Frage zum wiederholten Einstellen eines Fotos nach weiteren Eingriffen. Das kannst Du machen, musst es aber nicht. Unsere Intention hier bei Makrotreff liegt deutlich darin, den Makronisten Hilfestellungen zur Verbesserung ihrer Fotos zu geben. Sind diese Hilfestellungen bei ihm angekommen, reicht das in der Regel aus. Da wir weniger eine Präsentationsplattform sind, müssen also die Fotos nach der Umsetzung der Vorschläge nicht nochmals eingestellt werden; die Info ist ja trotzdem beim Makronisten angekommen.
Bestehen allerdings weitere Fragen, kann eine erneute Einstellung durchaus sinnvoll sein – dann in der Regel in den Kommentarbereich unterhalb der jeweiligen "Ersteinstellung". Das muss dann also der User selbst entscheiden.

In diesem Sinne weiterhin "Gut Licht" 

Roland

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