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ADMIN

Hallo Ingo,

beide Fotos zeigen keine Verwacklungsunschärfen. Die vorliegenden Unschärfen resultieren aus der Charakteristik der extrem offenen Blende 1.2.

Bild 1
Die Punktschärfe liegt auf den Flügelansätzen beider linker Flügel. Zu mehr reicht es kaum. Insbesondere der sehr runde und damit dicke Kopf der Kleinlibelle mit seinem nach vorne herausragenden Auge liegt deutlich vor der minimalen Schärfeebene.

Bild 2
Hier liegt die Punktschärfe auf einigen Teilen der Früchte, unter anderem auch auf Teilen der Fruchtstiele. Für mehr Schärfentiefe reicht auch hier die offene Blende 1.2 nicht aus. Die Libelle befindet sich bereits im Bereich der Randunschärfen. Da ist dann gar nichts mehr möglich mit Schärfe.

Generell gilt:
Insekten mit einem Vintage-Objektiv mit der Blende 1.2 zu fotografieren ist, gelinde gesagt, hardcore. Insekten benötigen eine sehr hohe Schärfe, das Betrachterauge verlangt dies einfach. Deshalb verzeihen auch Insektenfotos, die mit modernen Objektiven erstellt wurden, weniger Unschärfen (und auch weniger Bildrauschen) als viele andere Motive. Hier liegt die Hürde für Vintage-Objektive also sehr hoch – insbesondere für sehr lichtstarke. Versucht man es trotzdem, sollte man auf folgende Dinge besonders achten:

  • Hauptmotiv möglichst in der Bildmitte platzieren
     
  • auf gute Kontrastverhältnisse achten
     
  • Gegenlicht führt insbesondere bei sehr großen Lichtstärken leicht zu einem störenden Glühen beim Hauptmotiv
     
  • auch Lichtreflexe können zu störendem Glühen führen
     
  • der Schärfepunkt muss exakt auf das Auge gelegt werden
     
  • der Bereich, auf dem der Schärfepunkt liegt, darf nicht zu dreidimensional sein (wie z.B. Libellenaugen) – ansonsten Abbildungsmaßstab verringern.

Es ist ratsam, solche Objektive bei verschiedenen Lichtverhältnissen auszuführen. Dann lernt man mit der Zeit, wie sie bei welchen Motivsituationen reagieren. Das ist wichtig, denn eigentlich verhält sich das mit dem Ausführen andersherum: Ein solches Objektiv geht mit dem Fotografen Gassi, nicht umgekehrt. Das Objektiv zeigt dem Fotografen, wo es langgeht. Erst wenn man gelernt hat, das zu akzeptieren, entsteht sowas wie ein "gemeinsames Bild" :-).

Liebe Grüße

Roland

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